BUND Kreisverband Stuttgart
Beitrag von Christoph Ozasek, Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-PluS im Stuttgarter Rathaus

Ressource Boden - mit Freude nutzen und bewahren

Christoph Ozasek Christoph Ozasek  (Christoph Ozasek / BUND KV Stuttgart)

Als Vegetarier, Tierfreund und experimentierfreudiger Mensch liegt mir die ökologische Agrarwende sehr am Herzen. Denn die Verpflichtungen zum globalen Klimaschutz sind ohne konsequenten Bodenschutz und eine naturnahe Landbewirtschaftung nicht zu erfüllen. Eine besondere Herausforderung in urbanen Ballungsräumen, wo der Druck auf die Böden und die Nutzungskonkurrenz um vorhandene Flächen ohnehin hoch ist. Viele Modelle erprobe ich seit einigen Jahren, um meinen ökologischen Fußabdruck zu verringern, und einen Beitrag zum Klima- und Naturschutz zu leisten: Vom ökologischen Pachtacker bei Bauer "Klaus"in Möhringen (www.meine-ernte.de), über die biologische Bewirtschaftung eines Gütle im Kleingartenverein, bis hin zur Mitarbeit im städtisch geförderten "urban gardening"-Projekt im Rahmen des Soziale-Stadt-Gebiets Gablenberg. Alles wunderbare Wege, um vor Ort und in nachbarschaftlichem Miteinander Gemüse, Obst, Beeren und Kräuter zu ernten. Die Projekte sind nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern stärken zusätzlich die Community und den sozialen Zusammenhalt. Besonders Kinder kommen mit Natur in Kontakt und entwickeln ein Verständnis für natürliche Prozesse und die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt die sie umgibt.

Doch jenseits des persönlichen Engagements ist die Frage der Nahrungsmittelerzeugung eine Politische. Seit Jahren setze ich mich im Stadtrat für eine ökologische Bewirtschaftung städtischer Flächen und das Verbot des Totalherbizids Glyphosat ein. Es ist unkontrolliert verfügbar und wird in großen Mengen in unserer Umwelt ausgebracht. Die Ökotoxizität außerhalb des Labormaßstabs lässt sich kaum ermitteln. In Verbindung mit Insektiziden, wie der Gruppe der Neonikotinoide, findet ein bedenklicher Rückgang der Insektenpopulation statt, insbesondere bei den für die Bestäubung der Pflanzen wichtigen Bienenvölkern. Klar ist: Pestizide schädigen dauerhaft das Ökosystem unserer Stadt, beschleunigen das Artensterben auf totgespritzten Ackerflächen, und sie durchdringen den gesamten Nahrungskreislauf. Spätestens seit die Weltgesundheitsorganisation das Umweltgift Glyphosat als "wahrscheinliche krebserregend"eingestuft hat, stellt sich zusätzlich die Frage nach dem Vorsorgeprinzip. Denn das Herbizid ist selbst im Blutserum von Föten nachweisbar.

Ein erster Erfolg beharrlichen Drucks aus dem Rat ist die Untersagung des Gifts im Wirkungsfeld der städtischen Ämter. Auch das Weingut der Stadt soll schrittweise ökologisch bewirtschaftet werden. Doch umstritten bleibt die Frage, ob auf den 633 Hektar an städtisch verpachteten Flächen ein generelles Verbot ausgesprochen werden soll. OB Fritz Kuhn möchte Äcker, Obstbauflächen und Weinberge bislang von einem Verbot ausnehmen. Doch gerade hier kommen große Mengen zum Einsatz. Die Auseinandersetzung um die biologische Vielfalt, den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, und den Schutz der Gesundheit vor potentiell gefährdenden Stoffen geht also weiter. Mehr Einmischung der Bürgerschaft ist gefragt! Schreiben Sie der Stadtverwaltung und den Fraktionen, und fordern Sie ein konsequentes Verbot von Glyphosat und Neonikotinoiden auf den Flächen im Besitz der Stadt. Denn ökologisches Wirtschaften ist der wichtigste Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz!

 

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