BUND Kreisverband Stuttgart
Beitrag von Volker Braun, Mobilfunk-Ingenieur

Stockholm, Seattle, Shanghai... - Über den Wolken für die Firma

Volker Braun beim Klimafasten Volker Braun beim Klimafasten  (Volker Braun / BUND KV Stuttgart)

Als Angestellter eines sogenannten Global Players haben mich meine Dienstreisen schon um den halben Erdball geführt. Und auch privat verreise ich gerne, um fremden Garküchen und Weinkellern die letzten Geheimnisse zu entlocken. Da gibt man sich jeden Tag Mühe, seinen Alltag einiger-maßen klimafreundlich zu gestalten, aber schon wenige Flüge pro Jahr ruinieren die persönliche Ökobilanz komplett. Ganz schön frustrierend!

Aber wie geht man damit um? Hier meine persönlichen fünf Ansätze:

1)Reisen, von deren Verhältnismäßigkeit oder Nutzen ich nicht überzeugt bin, versuche ich zu vermeiden. So kann zum Beispiel die Teilnahme an einem Projektmeeting auch mal per Audio- oder Video-Konferenz ausreichen.

2)Bei Tagungen bevorzuge ich Veranstaltungen in Europa und vermeide die in Übersee. Wenn von meinen Mitautorinnen ohnehin jemand die Tagung besucht, delegiere ich gerne die Präsentation und kann so schon mal auf die Reise verzichten.

3)Manchmal kann ich eine Reise weder vermeiden noch auf die Bahn ausweichen. In diesen Fällen versuche ich, die Reise mit einem privaten Aufenthalt zu verbinden. Der Flug wird dann oft sogar billiger. Das hilft dem Klima zwar nicht direkt, aber wenigstens habe ich ein aufregendes Erlebnis, dann verbringe ich meinen Urlaub in Europa und es ist doch gut fürs Klima.

4)Fürs diesjährige Klimafasten habe ich mir vorgenommen, mit der CO2 Kompensation von Flugreisen zu beginnen. Dabei handelt es sich um eine steuerlich absetzbare Spende an ein Klimaschutzprojekt. Einen aktuellen Vergleichstest gibt es zum Beispiel bei Finanztest 3/2018. Meinen Arbeitgeber habe ich die Tage gebeten, die für eine Dienstreise gespendete Summe zu erstatten. Und siehe da, meine Vorgesetzten sind erstaunlich aufgeschlossen und haben das Thema eskaliert. Bin gespannt wie das weitergeht. Die 25 Euro extra für einen innereuropäischen Flug machen sich in den Gesamtkosten der Reise ja kaum bemerkbar.

5)Der stete Tropfen bewegt letztlich doch etwas, daher konfrontiere ich Freunde, Kollegen und Vorgesetzte mit dem Thema und hatte erste Erfolge damit, auch in anderen Lebensbereichen.

Leider habe ich den Eindruck, dass die Hemmschwelle, sich mal eben in den Flieger zu setzen, immer weiter abnimmt, was auch an den niedrigen Preisen liegen dürfte. Und durch die zunehmende Globalisierung und den wirtschaftlichen Aufstieg bevölkerungsreicher Länder dürfte der Flugverkehr sicher noch stark zunehmen. Andererseits vertrete ich den Standpunkt, dass junge Leute die Welt kennenlernen und sich inspirieren lassen sollen, zum Beispiel vom Innovationsgeist in Nordamerika oder der fleischlosen Küche in Südindien. Und schon gar nicht will ich jemandem den Spaß am Reisen verderben.

Was für ein Dilemma!

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