BUND Kreisverband Stuttgart

Auf den Balkon, fertig, los

24. März 2022

Die Tage werden wieder länger, die ersten Knospen sind in der Natur zu sehen und die zunehmenden Sonnenstunden und Temperaturen lassen es erahnen – der Frühling ist eingekehrt. Auf meinem städtischen Balkon sieht es jedoch ziemlich trostlos und so gar nicht nach Frühling aus. Es wird also Zeit, dass ich ihn aus dem Winterschlaf wecke. Denn was gibt es Schöneres, als sich den Frühling ins Haus zu holen?

 (Artem Beliaikin / Pexels)

Erste Ideen zur Balkongestaltung

Auch auf engstem Raum sind dem Gärtnern keine Grenzen gesetzt – verschiedene Gemüsepflanzen, Hochbeete, insektenfreundliches Obst und Kräuter – die Möglichkeiten, auf Balkonien aktiv zu werden, sind vielfältig. Wichtig ist mir dabei vor allem, möglichst regional und nachhaltig zu pflanzen und sowohl natürliche als auch persönliche Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Fragen, die Du Dir stellen solltest, bevor Du mit dem Pflanzen beginnst, sind zum Beispiel: ‚Wie sind Balkon oder Terrasse ausgerichtet und wie viele Sonnenstunden haben sie? Wie viel Platz steht mir zur Verfügung? Wie viel Zeit habe ich neben Job und anderen Verpflichtungen, die Pflanzen zu pflegen?‘ Wenn Du diese Fragen beantwortet hast, kannst Du Dir überlegen, wie Du den vorhandenen Platz und die Bedingungen optimal nutzen kannst.

Der erste Schritt zur Selbstversorgung

Einige Obst- und Gemüsesorten lassen sich wunderbar auf dem Balkon anbauen. Da mein Balkon sonnenverwöhnt, aber geschützt ist, setze ich seit Jahren auf den Anbau von Tomaten und Gurken. Beide brauchen viel Licht und Wärme sowie einen wind- und regengeschützten Standort, um zu gedeihen. In den vergangenen Jahren habe ich kleine Setzlinge in einer Bioland-Gärtnerei im Stuttgarter Umland besorgt. Du kannst natürlich auch mit Saatgut arbeiten und das Gemüse eigenständig ziehen. Wichtig ist: Beide Pflanzen brauchen viel Platz, also einen großen Pflanzenkübel, und sollten frühestens nach draußen, wenn es keinen Nachtfrost mehr gibt. Die Samen solltest Du bestenfalls schon ab Februar oder März in der Wohnung vorkultivieren. Die Keimlinge aus der Eigenzucht oder die Setzlinge kannst Du dann ca. ab Mitte April draußen einpflanzen. Und dann heißt es gießen, gießen, gießen – beide Pflanzen brauchen sehr viel Wasser. Bereits zu Beginn des Sommers kann ich in der Regel die ersten Früchte ernten. Detailliertere Anleitungen zum Einpflanzen und Pflegen verschiedener Gemüsesorten findest Du auf der Website von ‚Gemüse Balkon‘.

Hoch hinaus für Fortgeschrittene

Neben Gurken und Tomaten eignen sich auch Kartoffeln, Möhren und verschiedene Salatsorten zum Anbau auf dem Balkon. Insbesondere ein Hochbeet ist ideal für den Anbau dieser Pflanzen, da diese auch in kleinen Abstand zueinander gut gedeihen können. Weiterhin ist ein solches sehr nachhaltig, weil Du es über mehrere Jahre hinweg nutzen kannst.

Beim Bau eines Hochbeets musst Du natürlich beachten, wieviel Platz Dein Balkon bietet. Ein sehr gutes Beispiel mit geeigneten Maßen und einer Skizze habe ich bei Utopia gefunden. Nachhaltig gestaltest Du ein Hochbeet am besten mit witterungsbeständigem Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft. Statt Unkrautvlies aus Plastik als Abdeckung für die Bodenplatte des Beets kannst Du auch einen Jutesack verwenden. Auf dem Blog von Pfauenauge habe ich viele gute Tipps zum plastikfreien Gärtnern gefunden.

Zu Beginn solltest Du Starkzehrer anbauen, z. B. Kartoffeln. Später kannst Du Mittel- oder Schwachzehrer wie Salat oder Möhren pflanzen. Verschiedene Gemüsesorten haben einen unterschiedlichen Nährstoffbedarf und da die Erde im Hochbeet über die Zeit Nährstoffe verliert, ist ein Anbauplan sinnvoll, um Verluste zu vermeiden. Eine Orientierung bietet Dir die Grafik von Emilies Treats.

Nachhaltiges Gärtnern

Neben Gemüse möchte ich in diesem Jahr außerdem mit ein paar Obstsorten Farbe ins Spiel bringen. Eine gute Inspiration hierfür habe ich bei Utopia gefunden. Für kompakt wachsende Brombeer- und Himbeerpflanzen finde ich auf meinem Balkon bestimmt noch einen Platz. Beide bieten nämlich auch für Insekten einen wertvollen Lebensraum und erfüllen somit mehr als nur den Zweck der Selbstversorgung. Neben diesen Naschpflanzen sind auch verschiedene Kräuter nützlich für Insekten, z. B. Minze, Salbei und Schnittlauch. Eine gute Übersicht von insektenfreundlichen Pflanzen sowie Tipps fürs Gärtnern hat der NABU zusammengestellt.

Beim Pflanzen von Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen, egal ob Hochbeet oder Kübel, solltest Du unbedingt auch auf die Verwendung von torffreier Erde achten. Torf wird in Blumen- und Pflanzenerde als nährstoffreicher Zusatzstoff verwendet. Dafür werden jedoch Moorflächen entwässert und zerstört. Damit geht auch die Vernichtung von wertvollen Lebensräumen für Tiere sowie erheblicher, klimaschädlicher CO2-Ausstoß einher. Der BUND hat einen Einkaufsführer für torffreie Erde erstellt, sodass Du schauen kannst, wo Du nachhaltige Erde erhältst.

Ich hoffe, mit diesen Informationen und Tipps konnte ich Dir aufzeigen, wie auch ein städtischer Balkon mit ein bisschen Planung zum nachhaltigen Garten Eden für Dich und Insekten werden kann. Viel Spaß beim Ausprobieren!

 

Zur Autorin: Carolin Quaas engagiert sich im Redaktionsteam des BUND Stuttgart. Sie probiert gern neue vegane oder vegetarische Rezepte aus, erkundet Stuttgart und Umgebung am liebsten zu Fuß und versucht ihren Alltag so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

 

 

 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb