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BUND Kreis- und Regionalverband Stuttgart Stellungnahme zu Entwurf Lärmaktionsplan Stuttgart - Fortschreibung 2025

07. Mai 2025 | Lebenswertes Stuttgart

BUND Kreis- und Regionalverband Stuttgart Stellungnahme zu Entwurf Lärmaktionsplan Stuttgart - Fortschreibung 2025

Stuttgart, 07.05.2025

Grundsätzliches

Durch immer größere, schwere und höher motorisierte Fahrzeuge mit immer breiteren Reifen (SUV, AMG, etc.) wird sich das Straßenlärmproblem in Stuttgart zunehmend verschärfen. Hier sollten dringend Maßnahmen ergriffen werden diese dröhnenden „Monsterautos“ aus den oft dichtbesiedelten Straßenzügen fern zu halten, z.B. durch Parkplätze nur für Kleinwagen, höhere Parkgebühren für SUV, Durchfahrtsverbote für KFZ über 1,5 t – ausgenommen gewerblicher Verkehr, etc..

Schon seit vielen Jahren fordert der BUND Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts.  An dieser Forderung halten wir weiter fest. Als Zwischenlösung bis die Bundesregierung den entsprechenden rechtlichen Rahmen geschaffen hat, verweisen wir auf die folgende abgewandelte M6 – Maßnahme hin.

Die Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehr sowie des ÖPNV (pull Maßnahmen) sind gut und begrüßenswert, aber nur die halbe Erfolgsgarantie. Eine Änderung des modal-split wird nur erreicht, wenn es gleichzeitig zu Beschränkungen im Autoverkehr/MIV kommt (push Maßnahmen). Dies wird in Stuttgart erst langsam erkannt und sollte viel entschlossener und mutiger vorangetrieben werden (von Paris und Freiburg lernen). In Freiburg ging beispielsweise der Anteil des Autoverkehrs durch Fördermaßnahmen für den Umweltverbund (pull) und Einschränkungen des MIV (push) von 39% im Jahre 1982 auf 21 % im Jahre 2016 zurück.

M 5 - Parkraummanagement

Es ist ganz einfach. Wo kein Parkplatz ist, fährt auch kein Auto hin und es gibt dann auch keinen Lärm.

Das Bewohnerparken sollte auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden.

Gehwegparken (z.B. Klopstockstraße) und Senkrecht bzw. Querparken (z.B. Dillmannstraße) ist immer noch erlaubt. Dies behindert und gefährdet Fußgänger und Radfahrer massiv. Dies Parkformen sollten schleunigst verschwinden.

Die Parkraumüberwachung sollte verstärkt werden insbesondere mit der digitalen Parkraumkontrolle mit Scan-Fahrzeugen. Diese Technologie ist im Ausland schon länger im Einsatz und hat sich bewährt.

M 6 - Tempo 30

Der BUND fordert die geplanten Tempo 30 Nachts-Abschnitte auch tagsüber mit Tempo 30 zu belegen.

Neben der Lärmminderung wird damit auch das Risiko von schweren Verkehrsunfällen wie am 2. Mai 2025 an der Haltestelle Olgaeck minimiert.

Denn an fast allen dieser geplanten Tempo 30 Strecken kommt es u.a. durch dort befindliche Stadtbahnhaltestellen und Fußgängerampeln zu erhöhtem Fußgängerverkehr.

M 6 - Geschwindigkeitsüberwachung

Die Anzahl der Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen muss deutlich erhöht werden. Knapp 40 Anlagen und 6 Messfahrzeuge sind für das große Straßennetz von Stuttgart zu wenig. Der BUND fordert mindestens eine Verdoppelung. Andere Kommunen sind in der Sache aktiver, z.B. Ditzingen.

M 8 - Fahrspur-Rückbau

Das Ziel jeweils nur eine KFZ-Fahrspur je Fahrtrichtung zur Verfügung zu stellen wird vom BUND begrüßt und die bisherigen Rückbauten gelobt. Das Umsetzungs-Tempo dieser Maßnahmen muss aber schneller werden und darf nicht so viele Jahre dauern wie bisher.

Aus eigener Erfahrung (Umweltzentrum in der Rotebühlstraße 86/1) ist der Rückbau der Rotebühlstraße/Rotenwaldstraße dringend erforderlich. Viele Autofahrer liefern sich auf den zwei parallelen Bergaufspuren regelrechte Rennen.

M10 – Leisere Fahrzeuge

In dem Abschnitt fehlt „Leisere Geräte bei der städtischen Grünpflege“. Das Garten- Friedhof- und Forstamt (GFF) vergibt einen Großteil der Aufträge für Mähen, Laub entfernen, Gehölzschnitt, etc. an externe Firmen. Die Erfahrung zeigt, dass diese Fremdfirmen mit sehr veralteten (Zweitakt-Benzinmotoren) und daher sehr lauten Geräten ihre Arbeiten im Siedlungsbereich erledigen. Viele Stuttgarter BürgerInnen und die heimische Tierwelt sind dadurch sehr genervt und gestresst.

Zukünftig sollte nur Firmen zum Zuge kommen, die ausschließlich lärmreduzierte Elektrogeräte einsetzen, die es inzwischen für alle Anwendungsbereiche auf dem Markt gibt. Ein wichtiger Effekt dabei ist auch die vollständige Vermeidung von gesundheitsgefährdenden Emissionen (Feinstaub, Stickoxide, etc.)

M 11 – Motorradlärm

Aufgrund der Spitzenpegel ist Motorradlärm extrem belastend für Mensch und Natur. Hier muss die Stadt/Polizei mehr tätig werden und z.B. die Auspuffanlagen öfter im Zuge von unangemeldeten Kontrollen überprüfen.

Die Bergheimer Steige sollte im Sommerhalbjahr am Wochenende (Sa, So) und feiertags für Motorräder gesperrt werden. (siehe Lochenpass bei Balingen). Die kurvenreiche Stecke ist in der Motorradszene beliebt und bedeutet eine erhebliche Lärmbelastung für S-Bergheim, S-Wolfbusch und Besucher des Schloss Solitude. Straßenverkehrsrechtlich könnte man eine Sperrung neben dem Lärmschutz auch mit Sicherheit (Querende Waldwege mit Spaziergänger und Radfahrer) und Naturschutz (FFH-Gebiet) begründen.

M 12 – Fahrbahnbeläge

Für den Rad- und Fußverkehr ist die Nutzung des Schwabtunnels unterm Hasenberg wegen des Straßenlärms sehr stressig. Mit einem lärmreduzierenden Asphaltbeton-Belag könnte man die Belastung senken.

M 17 – Magerwiesengleis bei Stadtbahnstrecken

Der BUND begrüßt diese Maßnahmen neben der Lärmminderung aus vielerlei Gründen sehr (Biodiversität, Kleinklima, etc.). Bei der Umsetzung enttäuscht die SSB aber. Trotz intensiver Hinweise des BUND und Bezirksbeiratsanträge wurden z.B. die oberirdischen Stadtbahnabschnitte in Weilimdorf bei der Generalsanierung vor kurzem Zeit nicht begrünt. Die SSB weigerte sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Das bedeutet die nächsten 15-20 Jahre ist dort eine Begrünung kein Thema mehr.

Der BUND fordert bei jeder Gleissanierung im gesamten Stadtgebiet müssen Grüngleise als Standard gesetzt sein und nicht nur bei Neubaustrecken.

Ruhige Gebiete

Die Auswahl und Festsetzung von Ruhigen Gebieten begrüßt der BUND sehr. Ein erster Anwendungsfall wäre die geplante Ausweisung von legalen Mountainbike Trails. Hierbei besteht die Gefahr der Zunahme von Freizeitlärm.

Gerhard Pfeifer
BUND Regionalgeschäftsführer
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Regionalverband Stuttgart
Rotebühlstr. 86/1
70178 Stuttgart
Fon: +49 711 61 970 40
bund.rv-stuttgart@bund-bawue.de
www.bund-region-stuttgart.de

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