BUND Kreisverband Stuttgart

BUND-Stellungnahme: Befreiung: Naturschutzgebiet Greutterwald: Erweiterung Grillplatz

30. August 2021

BUND-Stellungnahme: Stuttgart, 30.08.2021

Sehr geehrter Herr Häfner,

der BUND bedankt sich für die Möglichkeit zur Stellungnahme ist aber unzufrieden, dass erst im Nachgang, also nach dem Bau der zweiten Grillstelle, die Anhörung stattfand. Sollte dieser Fall Schule machen, wären solche Anhörungen zukünftig eine Farce.

Der BUND Kreis- und Regionalverband Stuttgart lehnt die Erweiterung der Grillstelle ab bzw. ist der Meinung, dass die gesamte Grillstelle aus dem Naturschutzgebiet entfernt und an eine andere, weniger schutzwürdige Stelle, außerhalb des Waldes verlegt werden sollte, z.B. im Bereich der Schlotwiese. Aufgrund der enormen Klimaerwärmung ist davon auszugehen, dass zukünftig auch in Stuttgarter Wäldern die Waldbrandgefahr stark anwächst. In den Jahren 2018-2020 gab es schon wegen Waldbrandgefahr mehrfach Grillverbote in den Stuttgarter Wäldern – und zwar über mehrere Wochen hinweg. Die Mitteilungen bzw. Kommunikation über die Verbote sind immer sehr aufwändig und die Einhaltung schwer kontrollierbar.

Die Bäume bzw. Baumkronen an der Grillstelle im Greutterwald – insbesondere bei der neu errichteten – ragen bis auf wenige Meter an die Feuerstelle heran (siehe Foto im Anhang). Ein Funkenflug genügt und wir haben ggf. einen fatalen Waldbrand. Wegen dieser Gefahr eine größere Lichtung zu schlagen halten wir mit den NSG-Schutzzwecken und -zielen nicht vereinbar. Bekanntlich können schon weggeworfene Glasscherben mittels Brennglaseffekt zu Auslösern von Waldbränden führen.

Die gesamte Grillstelle wurde wohl auch wegen der Waldbrandgefahr in jüngster Zeit flächig mit einem feinkörnigen Schottergemisch aufgefüllt. Wahrscheinlich auch deshalb, damit die grillenden Personen keine schmutzigen Schuhe bekommen. Dadurch entsteht ein künstlicher Festplatzcharakter, der NSG-unwürdig ist. Zumal der dortige Bereich generell für viele Tierarten, wie Rehe, Feldhasen, Füchse, Spechte, Pirol, etc. ein bevorzugter Lebensraum darstellt. Fernab von Siedlungsrändern und Straßen, sowie der strukturreiche Übergangsbereich von Wald zu Wiese, sind für die Tiere attraktive Reviere. Insbesondere bei Dämmerung und Dunkelheit kann man im Umfeld der Grillstelle zahlreiche, geschützte Fledermaus- und verschiedene Eulenarten (Steinkauz, Waldohreule, Waldkauz) beobachten und hören.

Mittels Patenschaften die Vermüllung einzudämmen ist zwar ehrenwert, aber erfahrungsgemäß meist von kurzer Dauer. Solche Grillstellen sind per se „hotspots“ von Lärm, Rummel, Plastikmüll, Glasscherben, Autoverkehr – auch wenn die Zufahrten verboten sind. Die Leute machen es einfach, da zu wenig kontrolliert und zu wenig sanktioniert wird.

Mangels gut abgelagertem, trockenem Brennholz wird an diesen Grillfeuerstellen genommen, was die nahe Umgebung gerade so her gibt und seien die Äste und Zweige noch so feucht und modrig. Dem entsprechen kommt es zu starke Rauchentwicklungen, die je nach Windrichtung dann noch kilometerweit zu riechen und zu sehen sind. Oftmals kokeln die Feuer noch am Folgetag vor sich hin und stellen generell einen Stressfaktor für die Tier- und Pflanzenwelt dar.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Pfeifer

BUND Regionalgeschäftsführer Stuttgart

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