BUND Kreisverband Stuttgart

Klimaschutz und Nachhaltigkeit - Fälle von grundloser Nettigkeit?

17. Februar 2021 | Energiewende, Klimawandel, Lebensräume, Meere, Nachhaltigkeit, Naturschutz, Umweltgifte, Wasser, Umweltfreundlich leben, Ressourcen & Technik

Heute, am 17. Februar, ist also der Tag der grundlosen Nettigkeit. Das klingt erst einmal interessant. Doch kann man überhaupt grundlos nett sein? Oder ist man zu anderen schon deshalb gerne nett, weil man sich dadurch besser fühlt? Und wie sieht es mit zwei meiner Herzensthemen, dem Klimaschutz und dem nachhaltigen Wirtschaften, aus? Sind das Fälle von grundloser Nettigkeit?

Stuttgart im Februar 2021 Stuttgart im Februar 2021: im Nebel, aber dennoch grün. Wie wird es wohl in 30 Jahren aussehen? Quelle: BUND KV Stuttgart

Meine Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Nein. Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind weder grundlos noch nett. Sie sind schlicht und ergreifend ethisch geboten.

Bekanntlich ist der Klimawandel ein globales Phänomen. Die vielen Volkswirtschaften auf der Erde sind eng miteinander verflochten und die Liste der weltweiten ökologischen und sozialen Probleme, die letztendlich aus unserem Wirtschaften resultieren, ist sehr lang. Hier seien ein paar Beispiele genannt:

  • Wir sind mit unserem Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre mitverantwortlich für die Bedrohung von Küstenregionen durch den Anstieg des Meeresspiegels.
  • Wir sorgen mit unserem Konsumverhalten für eine hohe Nachfrage nach Palmöl und Soja. Das führt dazu, dass beispielsweise in Brasilien Tropenwälder abgeholzt werden, um dort Ölpalmen und Soja anzupflanzen. Die Abholzung von Tropenwäldern wiederum hat einen großen Einfluss auf das Klima in Deutschland.
  • Gewässer und Grundwasser in Afrika und Südamerika sind infolge des Abbaus von Rohstoffen, die wir unter anderem für die Produktion von elektronischen Geräten benötigen, verschmutzt.
  • Menschen in Nigeria verbrennen unseren Elektronikschrott auf Müllkippen, um an die darin enthaltenen kostbaren Metalle zu kommen. Dabei werden giftige Schadstoff freigesetzt, an denen viele dieser Menschen schwer erkranken.
  • Kinder in Südostasien stellen in Nähereien billige Kleidungsstücke für uns her, anstatt in die Schule zu gehen.
  • Der Einsatz von Insektiziden hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immensen Insektensterben geführt. Deshalb fehlen heute Insekten als Bestäuber von Pflanzenblüten und als Nahrung für andere Tiere.
  • Die Erderwärmung bringt nicht nur einen Anstieg der durchschnittlichen Lufttemperatur in vielen Regionen der Erde mit sich, sondern auch drastische Veränderungen der globalen Wind- und Meeresströmungen. Deshalb werden extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen auch in Europa immer häufiger.

Ich finde es ethisch nicht vertretbar, dass Menschen schwerkrank werden oder ihre Lebensgrundlage verlieren, weil wir, die Bevölkerung der Industrienationen, es uns gedankenlos gut gehen lassen. Außerdem finde ich es unfair, den nachfolgenden Generationen sehenden Auges ökologische und soziale Probleme zu hinterlassen, die mittelfristig zu Völkerwanderungen und Verteilungskriegen führen werden.

Diese Probleme lassen sich nur durch einen konsequenten Klimaschutz und die Wandlung unseres Wirtschaftens hin zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit bewältigen. Deshalb verzichte ich persönlich auf manche Bequemlichkeiten und schränke meinen Konsum stellenweise ein. Andere schränken sich deutlich mehr ein als ich, andere weniger oder sogar überhaupt nicht. Doch wir werden unsere globalen Probleme nicht durch das zufällige Zusammenwirken unserer individuellen Bemühungen in den Griff bekommen. Dies bedarf vielmehr eines koordinierten Vorgehens, das in der Gesellschaft akzeptiert wird.

Als Grundlage hierfür ist eine ehrliche gesellschaftliche Debatte darüber notwendig, welche Einschränkungen unseres Lebensstils im Interesse der Weltbevölkerung und zukünftiger Generationen angemessen sind. Dass solche Debatten geführt werden können und Einschränkungen politisch durchgesetzt werden können, zeigen die weltweiten Entwicklungen im Zuge der aktuellen Corona-Pandemie.

Es ist jetzt an uns allen, eine solche Debatte bei unseren Politiker*innen einzufordern und uns daran zu beteiligen!

 

Über den Autor: Sascha Grob gehört zum Redaktionsteam des BUND KV Stuttgart. Der Verfahrenstechniker setzt sich für den Klima- und Naturschutz ein und ist gerne mit dem Fahrrad unterwegs.

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