Wenn meine alten Tanten über Nacht ein Eimerchen unter den tropfenden Wasserhahn gehängt haben, um sich am nächsten Morgen das Wasser für die Toilettenspülung zu sparen, oder wenn Oma die Papiertüten vom Bäcker fein säuberlich gefaltet und mehrmals wieder zum Einkaufen mitgenommen hat, habe ich früher geschmunzelt. Heute jedoch denke ich anders darüber und so habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere, ergänzt durch einige aus meiner eigenen Erfahrung. Manche davon werdet Ihr kennen, aber vielleicht ist auch für Euch noch die eine oder andere neue und praktikable Idee dabei?
Energie sparen in Küche und Bad:
Habt Ihr schon mal daran gedacht, wie viel warmes und heißes Wasser täglich in den Abfluss strömt und Euch dabei gefragt, ob man die Wärme nicht noch nutzen könnte? Heute gibt es Heizsysteme, die auf dem Prinzip des Wärmetauschens bestehen, aber solange Ihr diese noch nicht in Eurer Wohnung findet, gibt es doch Möglichkeiten, Wärme ein weiteres Mal zu nutzen:
Heißes Wasser vom Eierkochen kann z.B. verwendet werden, um Spülschwämme zu desinfizieren. Abgegossenes Nudelwasser kann – im Becken aufgefangen - dazu beitragen, den Raum zu wärmen. Dasselbe gilt für Bade- und Duschwasser – jedoch muss hier darauf geachtet werden, dass bei den heute oft üblichen dichten Fenstern das Bad auf Dauer nicht zu feucht wird, um Schimmelbildung vorzubeugen. Hier empfiehlt sich dann kurzes Stoßlüften, sodass nicht die Wände und Gegenstände im Bad auskühlen, sondern nur die feuchte Luft entweicht.
Da Nudeln beim Kochen Stärke ins Wasser abgeben und diese Flüssigkeiten gut bindet, kann Nudelwasser als Zutat für cremige Soßen, Suppen und Pürees verwendet werden. Auch zum Einweichen von stark verschmutztem Geschirr ist das Wasser geeignet – die Stärke löst selbst hartnäckige Verschmutzungen.
Beim Kochen sollten wenn immer möglich, Deckel auf die Töpfe kommen – so spart man viel Energie. Auch müssen die Herdplatte oder der Backofen nicht eingeschaltet bleiben, bis die Speisen fertig sind – oft reicht es aus, schon abzuschalten, wenn z.B. das Wasser beginnt zu kochen. Eier und Gemüse müssen beim Kochen bzw. Garen nicht komplett im Wasser untertauchen, es genügt oft ein Wasserstand von ca. 1 cm im Topf, wenn der Deckel gut schließt. Für besonders schonendes Garen, z.B. von Gemüse, empfiehlt sich hier ein Dünsteinsatz im Topf. Und wenn man beim Backen auf das Vorheizen verzichtet, verkürzt sich insgesamt die Dauer, in der der Ofen eingeschaltet sein muss.
Doppelwandige Kochtöpfe sind eine teure Anschaffung – aber sie halten bei guter Behandlung ein Leben lang und haben besonders für Familien oder WGs, in denen nicht alle zur gleichen Zeit am Tisch erscheinen können, mehrere Vorteile: Die Speisen halten lange ihre Temperatur und müssen nicht wieder aufgewärmt werden. Das ist sowohl bequem, als auch für die Nährstofferhaltung vorteilhaft. Außerdem wird beim Kochvorgang viel Energie gespart, da der Topf an der Seite und am Deckel isoliert ist, und es kann z.B. beim Reiskochen die Herdplatte weit vor Beendung der Garzeit ausgeschaltet werden.
Schnellkochtöpfe sind ebenfalls geeignet, nicht nur Zeit, sondern vor allem Energie zu sparen. Man benötigt nur wenig Wasser und die Zeit, in der die Kochplatte angeschaltet sein muss, reduziert sich enorm.
Falls Ihr den Luxus einer Spülmaschine genießt: Keine Tabs verwenden, sondern Pulver. Dieses kann besser dosiert werden und in Gegenden mit weichem Wasser kann man sich so die in Tabs enthaltenen Entkalker sparen, ebenso den überflüssigen Verpackungsmüll für die einzelnen Tabs. Und wenn doch Tabs, dann welche, die nicht einzeln verpackt sind. Diese erhält man oft in „Unverpackt“-Läden.
Für den Kühlschrank gilt – neben dem regelmäßigen Abtauen – dass ein voller Kühlschrank energiesparender ist als ein halbleerer, denn bei jedem Öffnen entweicht ein Großteil der enthaltenen kalten Luft und die nachströmende Luft muss wieder gekühlt werden. Legt also ruhig ein paar Getränkeflaschen mehr in den Kühlschrank, die Ihr sowieso in nächster Zeit mal kalt trinken wollt! Und warmes gekochtes Essen sollte erst dann in den Kühlschrank kommen, wenn es auf Zimmertemperatur abgekühlt ist.
Und was ist eigentlich falsch daran, wenn man Papiertüten vom Bäcker mehrmals verwendet, z.B. als Tüte für den Biomüll? Und wenn man schon mal nicht vermeiden konnte, Lebensmittel in Plastiktüten zu kaufen, können diese doch noch als Vesper- oder Mülltüten verwendet werden. Auch Gummiringe können natürlich gesammelt und wiederverwendet werden!
Tipps zu Kleidung und zum Waschen:
Dass durch halbvolle Waschmaschinen Energie verschwendet wird, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. Also lieber Schmutzwäsche sammeln, bis die Maschine wirklich voll ist. Und das Wäschetrocknen an Luft und Sonne ist wohl eine der ältesten Formen der Nutzung von Solar- und Windenergie.
Auf flüssiges Waschmittel in Plastikflaschen sollte verzichtet werden – Waschpulver im Karton ist umweltfreundlicher und wäscht zudem besser.
Bei ausgedienter Kleidung kann man die Knöpfe und Reißverschlüsse heraustrennen und wiederverwenden. Bei Schuhen gilt dasselbe für Schnürsenkel oder noch intakte Einlegesohlen.
Wenn Schuhe zu klein sind, passen sie oft noch eine Weile mit einer dünneren oder evtl. auch ganz ohne innere Einlegsohle.
Ein Tipp, der wirklich uralt ist, aber dennoch für den Winter hilfreich sein kann: Einlegesohlen für Schuhe aus ein paar Lagen Zeitungspapier zurechtschneiden. Das ergibt eine perfekte warme Isolierschicht, der Fuß bleibt trocken und man kann die Sohle jederzeit durch eine neue ersetzen. Allerdings sollte man dann bei bestimmten Zeitungen wegen der vielen Druckerschwärze lieber dunkle Socken tragen ;-)
Sowohl für Schuhe als auch für Bekleidung gilt: Lieber gute Materialien kaufen, die evtl. teurer sind als Wegwerfware, die sich nicht reparieren lässt. Bei Schuhen sollte – wie oben erwähnt – die Einlegsohle herausnehmbar sein. Pullover aus reiner Wolle haben den Vorteil, dass sie praktisch selbstreinigend sind, vor allem wenn der Wolle nicht alles Fett entzogen wurde. Dann sind sie schon von Natur aus mit einer wasser- und schmutzabweisenden Schicht überzogen. Reiner Wolle schadet häufiges und vor allem zu warmes Waschen und es genügt oft, sie ausgiebig, evtl. auch mal bei Minustemperaturen, an die frische Luft zu hängen.
Handarbeiten war früher das Fach des Grauens für mich im Schulunterricht. Fakt ist jedoch, dass ich heute für meine Nähmaschine sehr dankbar bin. Durch das Abändern und Reparieren von Kleidung habe ich im Laufe der Jahre Unsummen an Ausgaben gespart und Textilmüll vermieden sowie mir einige Essenseinladungen „verdient“, indem ich Freunden etwa einen neuen Reißverschluss eingenäht oder eine Hose geflickt habe.
Reinigung von Betten und Teppichen:
Wie für Kleidung gilt auch für Matratzen und Bettdecken: Durch Lüften – vor allem bei Minustemperaturen – werden Bakterien, Schimmelpilze sowie Milben reduziert und alles riecht wieder frisch.
Falls Ihr einen Platz im Freien habt, an dem manchmal Schnee liegt, könnt Ihr eure Teppiche mit der Oberseite nach unten dort ausbreiten und ausklopfen. So erspart Ihr euch manche chemische Reinigung.
Und hier noch ein paar Gedanken zur Körperpflege:
Ist es nicht widersinnig, dass wir Geld für Peelings ausgeben, aber womöglich unsere Handtücher mit Weichspüler behandeln? Ohne Weichspüler gewaschene und luftgetrocknete Frotteetücher haben einen prima Peeling-Effekt!
Schminke, Lotionen und Cremes gehören für viele zur täglichen Routine. Aber ist es nicht zumindest eine Überlegung wert, ob unser Körper im Laufe der Evolution vielleicht eine bessere Schutz- und Pflegeschicht aufgebaut hat, als alle Kosmetikhersteller dies je tun könnten? Ist – bei gesunder Haut, versteht sich – nicht das Waschen oder Duschen mit purem Wasser und die „Desinfektion“ durch Luft und etwas Sonne ausreichend? Ich fahre seit Jahrzehnten gut damit und meine Oma war mit über 60 noch fast faltenfrei. Wenn aber auf Seife nicht verzichtet werden kann, sind Seifenblöcke – am besten biozertifiziert - für Körper und Haar am umweltfreundlichsten.
Muss jeder Körpergeruch durch Deos etc. übertüncht werden? Liegt es nicht vielleicht an falscher Ernährung oder Kleidung oder an anderen Lebensgewohnheiten, wenn wir „schlecht“ riechen?
Sind manche Enthaarungsmethoden nicht eigentlich ein Wahnsinn? Aggressive Chemie auf der Haut, Schmerzen beim Epilieren oder Waxen, hinterher gerötete und entzündete Hautstellen – warum eigentlich? Spielen uns nicht hier die Werbungsfotos angeblich „makelloser“ Körper einen schlechten Scherz? Glaubwürdige Zeitzeugenberichte belegen, dass die Hippies ihren Spaß hatten trotz jeder Menge „Wolle“ am Körper ;-)
Aber nun zum Schluss für alle, die keine Oma-Tipps mögen, hier noch welche aus der PC-Werkstatt:
Dass Elektronikteile nicht in den Haushaltsmüll gehören, versteht sich von selbst. Für Bastler ist es keine Frage, dass z.B. vor dem Austausch des PCs geprüft wird, ob es nicht ausreicht, z.B. eine neue Festplatte, eine neue Grafikkarte, einen besseren Lüfter einzubauen oder den Arbeitsspeicher zu erweitern. Oder muss nicht einfach nur das Betriebssystem ein Update erfahren?
Wem aber das Innenleben eines PCs oder anderer Elektronikgeräte fremd ist, dem sei trotzdem ein vertiefter Blick auf sogenannten „Elektroschrott“ empfohlen. Für Kreative gibt es hier jede Menge Einzelteile als Grundlage für kleine Kunstwerke oder auch für Schmuck und originelle Knöpfe oder Broschen. Aus bunten Kabeln können Anhänger geflochten werden und die kleinen Widerstände mit ihren farbigen Kringeln sind eine gute Basis für ein zierliches Armkettchen. Aber Achtung beim Öffnen von Geräten! Hier sollte ggf. durch eine Fachperson sichergestellt werden, dass kein Strom mehr fließt und keine Spannung mehr anliegt.
Wenn der alte Rechner jedoch wirklich ausgedient hat, kann er an das gemeinnützige Projekt „Labdoo“ gespendet werden. Dort werden die Geräte generalüberholt und an Sozial- und Bildungsprojekte weitergegeben. Sollte eine Reparatur nicht mehr möglich sein, werden zumindest die Rohstoffe weiterverwendet.
Zum Schluss noch ein Wort zu Kabelbindern: Über deren vielseitige Verwendungsmöglichkeiten habe ich mich schon oft gefreut, nicht dagegen darüber, dass sie praktisch Einmal-Artikel sind. Also lieber ein kleines bisschen mehr ausgeben für Kabelbinder, die sich wieder öffnen und somit wiederverwenden lassen! Oder nicht doch gleich einfach eine Schnur statt Plastik benutzen?
Wie Ihr seht, gibt es viele Möglichkeiten, Euren Alltag nachhaltiger zu gestalten. Ich hoffe, diese Tipps haben ein klein wenig dazu beitragen können, dass Ihr vielen Dingen ein zweites Leben schenken könnt und auf einfache Weise dazu beitragt, Ressourcen zu schonen.
Viel Freude beim Ausprobieren!
PS: Ihr habt noch einen ganz heißen Geheimtipp von Eurer Oma, der hier nicht aufgeführt ist? Dann schreibt uns an info(at)bund-stuttgart.de