BUND Kreisverband Stuttgart

Schmetterlinge als Botschafter für Naturschutz und Artenvielfalt

01. Juli 2017 | Schmetterlingsland (BW), Artenschutz (BW), Biotopverbund (BW), Schmetterlinge

Zwei Schmetterlingszähler*innen ausgerüstet mit Becherlupe und Fangnetz knien in einer Schmetterlings-Wiese. Ehrenamtliche Kartierer*innen des BUND Kreisverband Stuttgart zählen die Schmetterlinge auf Stuttgarts Schmetterlingswiesen (12.07.2017).  (BUND KV Stuttgart / BUND KV Stuttgart)

Neue Infotafeln weisen den Weg zu mehr Schmetterlingsschutz

Stuttgart. Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten geht sowohl im ländlichen Raum als auch in den Städten drastisch zurück. Doch selbst mitten in einer Großstadt können einfache Maßnahmen dazu dienen, dem Artenschwund effektiv entgegenzutreten. Das haben die Schmetterlingswiesen bewiesen, die der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg und Kreisverband Stuttgart, und der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma seit 2010 auf Landesflächen in Stuttgart betreuen. Mittlerweile gibt es acht Schmetterlingswiesen in Stuttgart, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Durch die extensive Pflege seitens der Wilhelma haben sich dort artenreiche Wiesen mit heimischen Blütenpflanzen entwickelt, die Schutz und Nahrung für Schmetterlinge bieten. Das ist auch dringend erforderlich, denn trotz vieler Parks, Grünstreifen und Gärten gibt es für Schmetterlinge zu wenige geeignete Lebensräume. 80 Prozent unserer heimischen Tagfalter sind gefährdet. Sie stehen in dem Projekt als große Sympathieträger stellvertretend für viele Insekten, die für den Zusammenhalt des Ökosystems wichtig sind. Denn sie bestäuben zum Beispiel Pflanzen und sind Futter für unsere Singvögel. Eine wissenschaftliche Studie hat gezeigt, dass auf allen acht Projektwiesen mehr Arten zu finden sind als auf Vergleichsflächen.

„Dieser Erfolg soll die Runde machen“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND. „An jeder der Wiesen haben wir in den vergangenen Wochen neue Infotafeln aufgestellt. Sie beschreiben, welche Schmetterlingsarten unsere Ehrenamtlichen bei der regelmäßigen Kartierung auf der jeweiligen Wiese vorgefunden haben. Und sie geben Tipps, wie jeder Bürger helfen kann, die Vielfalt zu fördern.“ Denn jede der Projektwiesen kann nur Beispielcharakter haben – um den Nutzen zu vervielfachen, werden möglichst viele NachahmerInnen benötigt.

Deshalb bauen BUND und Wilhelma ihre Kooperation aus. Nachdem die ursprünglich sechs Wiesen in den vergangenen Jahren bereits auf acht erweitert wurden, sollen bald zwei weitere Flächen hinzukommen: am Naturkundemuseum im Rosensteinpark und im Pfaffenwald bei der Universität in Vaihingen. Auch diese beiden liegen als Landesflächen in der Obhut der Parkpflege der Wilhelma, die alle staatlichen Grünanlagen in der Landeshauptstadt betreut. „Unsere positiven Erfahrungen geben wir gerne weiter“, sagt der Fachbereichsleiter Micha Sonnenfroh, „es wäre schön, wenn das Beispiel Schule macht und auch andere Flächeneigentümer mitziehen.“

Gemeinsam setzen BUND und Wilhelma auf verstärkte Bildungsangebote. Bei einer gemeinsamen Begehung trafen sich die Parkpfleger zum Anschauungsunterricht an den Schmetterlingswiesen. Die vier wichtigsten Faktoren nennt Sonnenfroh: „Wir mähen die Projektwiesen nur zweimal im Jahr und sparen dabei sogenannte Nektarinseln aus. Wir düngen dort nicht und säen ergänzend Wildblumen aus.“ Der Erfolg unterscheidet sich jedoch je nach der Lage. „Unser Paradestück ist die Wiese an der Grabkapelle auf dem Württemberg: Dank der Pflege mit Abfuhr des Mähguts haben wir dort magere Wiesen mit einem hohen Schmetterlingsaufkommen“, berichtet Bereichsleiterin Kathrin Stuba. „Die Wiese unterhalb der Geiervoliere in der Wilhelma muss dagegen mit ihrer Nordostausrichtung kämpfen. Dort kommen weniger der Wärme liebenden Pflanzenarten vor, deren Blüten für Schmetterlinge attraktiv wären. Deshalb findet sich dort nur eine kleinere Faltervielfalt.“

Während seiner vier Lebensstadien von der Eiablage über die Raupe und Puppe bis zum Falter stellt ein Schmetterling sehr unterschiedliche Anforderungen an seinen Lebensraum. Wie sich die – aus ökologischer Sicht – „grüne Wüste“ eines kurzen Rasens in eine artenreiche, für Schmetterlinge attraktive und die Natur nützliche Wiese umgestaltet lässt, vermittelt der BUND bei Schmetterlingsspaziergängen und gibt das im Projekt erworbene Wissen gerne an Interessierte weiter.

„Wir laden alle ein, sich einmal die Schmetterlingswiesen näher anzuschauen“, sagt Jutta Schneider-Rapp, ehrenamtliche Kartiererin des BUND Kreisverband Stuttgart. „Wenn man sieht, wie erfolgreich sich eine eintönige Fläche in eine kunterbunte Wiese verwandeln lässt und wie schnell die schönsten Falter sich dort einfinden, sollte das Ansporn genug sein, der Natur diesen Gefallen zu tun. Auch Gartenbesitzer können Schmetterlingen mehr Raum und Nahrungspflanzen gewähren: eine wilde Ecke im Garten mit Brennnessel und Distel, ein Stück ungemähte Wiese und ein paar Wildblumen und Kräuter wie Thymian und Lavendel können das Überleben unserer Falter auch in Stuttgart sichern.“

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