BUND Kreisverband Stuttgart

Das Nutella- Dilemma

05. Februar 2021 | Umweltfreundlich leben, Naturschutz, Nachhaltige Ernährung

„Reich mir mal bitte die Nutella!“ Als das Frühstücken mit Freunden noch bedenkenlos war, entbrannte über diesen simplen und köstlichen Satz eine hitzige Diskussion zwischen meiner Freundin Ilona und mir – und das noch vor dem ersten Kaffee.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/nutella-flasche-2776935/

Kann man Nutella bedenkenlos essen?

Neben den zweifelsfrei leckeren Zutaten wie Zucker, Haselnüssen, Milch und Kakao steht als zweiter Bestandteil „Palmöl“ auf der Liste der Inhaltsstoffe. Die Ölpalme, aus der das kostbare Öl gewonnen wird, ist per se nicht umweltschädlich. Aus dieser Pflanze lässt sich weit mehr geschmacksneutrales Öl gewinnen als aus Soja, Sonnenblumen oder Kokos. Demnach benötigt man für die Herstellung der gleichen Menge drei Mal weniger Nutzfläche als bei vergleichbaren Pflanzen. Die Ölpalme wächst allerdings nur in den feucht-warmen Tropen. Dort werden riesige Flächen Regenwald gerodet, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Dazu kommen Menschenrechtsverletzungen und Unmengen an Pestiziden. Doch können wir Nutella nun bedenkenlos auf unser Frühstücksbrötchen schmieren?

Also suchten Ilona und ich auf der Seite von Nutella nach deren Nachhaltigkeitskonzept. Ein Blick auf das „RSPO“-Siegel beruhigte unser Gemüt zumindest kurzfristig und wir aßen ohne schlechtes Gewissen unsere erste Scheibe Nutellabrot. Doch schon kurze Zeit später lag sie uns schwer im Magen: Weshalb wirbt Nutella nicht bereits auf den Gläsern mit der Verwendung des angeblich nachhaltigen Palmöls?

Enthält Nutella nachhaltiges Palmöl?

Die Suche ging also weiter. Das Zertifikat der „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ ist ein Siegel von der Industrie für die Industrie, den Vorsitz führt ein Manager des Unilever-Konzerns (Dove, Knorr, usw.). Dieser arbeitet – wenig überraschend – auch mit der Firma Ferrero zusammen, die wiederum Nutella produziert. Unilever ist weltweit der größte Palmölverbraucher. Dieses Siegel schützt lediglich Waldflächen, die seit 2008 abgeholzt werden, ältere Plantagen, die durch Regenwaldrodung bereits entstanden sind, erhalten dieses hausgemachte und somit völlig wertlose Siegel. Darüber hinaus definiert der RSPO zwar die Einhaltung der Menschenrechte, Verstöße gegen diese oder den Klimaschutz werden jedoch nicht geahndet.

So köstlich Nutella auch schmeckt, ich habe entschieden das angebrochene Glas aufzuessen und eine palmölfreie Alternative beispielsweise auf Basis von Olivenöl zu kaufen. Sie hat zwar eine andere Konsistenz, der Genussfaktor ist aber mindestens genauso groß.

Doch ein Nutella-Dilemma bleibt: Heißt es nun „die“ oder „das“ Nutella?

 

Textquellen:

https://www.unilever.de/presseservice/pressemitteilungen/2017/17102017.html

https://www.regenwald.org/themen/palmoel/rspo-siegel-kann-palmoel-nachhaltig-sein#start

https://www.forumpalmoel.org/was-ist-palmoel/loesungen-wege

 

Anna Heß gehört zum Redaktionsteam des BUND Stuttgart. Die Gymnasiallehrerin geht gerne wandern und hat eine Leidenschaft für gutes Essen. Nachhaltigkeit ist ihr beim Thema Ernährung sehr wichtig. 

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