BUND Kreisverband Stuttgart

Der mühsame Weg der Cashewkerne

19. April 2021 | Nahrungsmittel

Wir alle lieben die Cashew Kerne. Ja es sind Kerne, keine Nüsse. Ursprünglich stammt die Cashew aus Brasilien und hängt unter einer apfelähnlichen Frucht als einzelner Kern am Baum. Ab dem 16. Jahrhundert wurde sie dann auch in den afrikanischen Küstenregionen kultiviert um die abgeredeten Gebiete wieder aufzuforsten. Mittlerweile sind Indien, Afrika und Vietnam die größten Cashew Exporteure. Bis der geschälte Kern aber bei uns im Supermarkt landet, dauert es ganz schön lange und der Weg ist nicht ganz unbeschwerlich.

Die Cashewfrucht fällt, wenn sie reif ist, vom Baum. Da sie dann jedoch schnell schimmelt, wird sie unreif gepflückt und damit schwindet auch die Qualität des unreifen Kerns. Ein weiterer qualitätsmindernder Faktor im Anbau sind die Pestizide, diese kannst Du mit dem Kauf von Ökosiegel-Waren vermindern oder im besten Fall ganz verhindern.
Anschließend wird die Frucht lokal weiterverarbeitet, dieser Vorgang ist sehr aufwendig und bei fehlenden Maschinen oder Schutzkleidung auch gefährlich. Denn in der Schale des Kerns befindet sich das giftige Schalenöl Cardol, das zu Verätzung und zu anderen Schleimhauterkrankungen führen kann. 
 

  • Nachdem der Kern von der Frucht getrennt wurde, wird er als erstes getrocknet. Dies erfolgt entweder in der Sonne oder durch andere Trocknungssysteme
  • Um die Kernschale zu knacken und das darin enthaltene giftige Öl zu entfernen, werden sie nun geröstet oder im besten Fall durch Wasserdampf gedämpft. Der giftige Dampf der beim Rösten entweicht löst beim Einatmen Schleimhautverätzungen in den inneren Organen aus. Das Verdampfen erfolgt durch einen schonenderen Prozess für die Arbeiter*innen, wobei zum Erhitzen die alten Schalenreste verwendet werden und Schutzkleidung auch hier so gut wie nie vorhanden ist. Das giftige Öl, das bei diesem Vorgang entweicht, wird mittlerweile auch immer öfter von Farb- und Kunststoffindustrien genutzt.  
  • Nachdem die Kerne ausgekühlt sind, werden sie von Hand, bzw. in einigen Fabriken mit selbst hergestellten Nussknackern geöffnet (siehe Bilderreihe). Hier sind meist Frauen am Werk, da diese Arbeit viel Ruhe und Feinmotorik erfordert. Schutz für die Hände ist hierbei so gut wie nie geboten, um die Verätzung durch das enthaltene Restöl zu vermindern, tauchen sie die Hände in Speiseöl (dadurch sind aber Unfälle, wie Einklemmen im Nussknacker oder Verletzungen am Messer begünstigt).
  • Die Cashews werden nun abermals in Trocknungsanlagen unter hoher Hitze getrocknet und dann wird von Hand die letzte dünne Kernhaut entfernt. Eine geeignete Schutzkleidung haben die Arbeiter*innen in den meisten Fällen auch hier nicht, oft gibt es nur wenige Waschbecken um die Hände zu waschen oder zu desinfizieren!
  • Zum Schluss folgt die Qualitätssortierung: große und ganze Cashews haben den höchsten Wert, die zerbrochenen werden billiger zur industriellen Weiterverarbeitung verkauft.
     

Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzung und Umweltschäden stehen in der konventionellen Produktion auf der Tagesordnung.
Heißt das, Du solltest keine Cashews mehr kaufen? Nein, denn sie sind für viele Menschen ein sicheres Einkommen, produzieren Arbeitsplätze und sind sehr gesund. Was sich ändern muss sind die Arbeitsbedingungen, Anbauweisen und ein fairer Lohn. Denn auch hier gibt es Unternehmen die auf eine faire Lieferkette achten und wo Bauern als auch die Arbeitnehmer*innen profitieren.
Kaufe die beliebten Kerne also seltener und dafür von Fair Trade Händlern und mit Öko-Siegeln. Somit haben auch die Menschen in den oft ärmeren Regionen ein gutes Einkommen und werden durch Projekte der Fair Trade Initiative in Sachen Lebenswohl, Schutzkleidung, Bildung und nachhaltige Landwirtschaft unterstützt. In vielen Fällen wirtschaften die kleinen Unternehmen dann nicht nur mit Cashew, sondern haben noch andere landwirtschaftlichen Produkte und sind somit nicht nur von der einen Ernte abhängig. Eine super Initiative ist z. B. www.fairfood.bio.

Die beliebte Milchprodukt-Alternative

Viele vegane Alternativen werden aus der Cashew gemacht. Sie ist reich an Proteinen, ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Magnesium und Phosphor, vielen B-Vitamine sowie Tryptophan, eine Aminosäure aus der im Körper der Botenstoff Serotonin hergestellt wird. Sie ist also eine reichhaltige Nahrungsquelle die sich zudem super als Form von Sahne-, Käse- und Milchersatz eignet. Jedoch gelten hier die gleichen Lieferkettenbedingungen. Gönne dir diese Produkte also lieber selten und dafür in hoher Bio und Fair Trade Qualität. Happy Cheeze ist hierbei ein gutes, nachhaltiges und umweltfreundliches Unternehmen. Jedoch kannst du auch hier zu regionalen Alternativen greifen, z. B. in Deutschland angebautes Hafer, Lupinen, Weizengluten, Kichererbsen und Linsen. Es bedarf nicht immer exotischer Nahrungsmittel um einen außergewöhnlichen Genuss zu haben.

Die Ursache der Missstände verändern

Alles kann aber nicht am Verbraucher hängen bleiben. Was wirklich nachhaltig etwas ändert, ist ein globales Lieferkettengesetz bei dem Menschenrecht und die Umwelt geschützt werden. Nur auf der politischen Ebene kann sich nachhaltig etwas ändern. Dazu kommt natürlich auch ein Wandel in den globalen sozialen Strukturen. Die soziale Ungerechtigkeit zeigt sich vor allem auf der Südhalbkugel in Ausbeutung, Armut, Hunger und Umweltzerstörung. Die meisten Rohstoffe und Lebensmittel, die wir für unseren täglichen Konsum als selbstverständlich sehen, kommen aus fernen Ländern. Hierbei sind jedoch nicht die Erzeuger dieser Waren die Gewinner, sondern die weißen Händler und Unternehmer. Diese Diskrepanz treibt die soziale Ungerechtigkeit und vor allem auch den Klimawandel global voran. Setze Dich jetzt für eine bessere Welt ein, indem Du bewusster konsumierst.
Du kannst natürlich auch noch mehr tun: geh demonstrieren, werde politisch aktiv und setze Dich dafür ein, dass Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzung ein Ende haben.

 

Quellen:

https://www.crackerscompany.de/Cashew-Nuss-Snack-Wiki  

https://www.biothemen.de/Qualitaet/tropen/cashew.html      

https://utopia.de/ratgeber/cashewkerne-was-du-ueber-cashews-wissen-solltest/

https://happy-cheeze.com/
https://www.youtube.com/watch?v=K6iQwowDe4s
www.fairfood.bio

 

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