BUND Kreisverband Stuttgart

Nachhaltig Urlaub machen – Wie ist das möglich?

04. Juni 2021 | Mobilität, Nachhaltigkeit

Endlich Urlaub – für viele die schönste Zeit des Jahres. Nach aktuellen Umfragen wollen knapp 60% der deutschen Bevölkerung ihre Urlaubsreise gerne nachhaltig gestalten. Wird jedoch das tatsächliche Reiseverhalten analysiert, ergibt das ein anderes Ergebnis. Aber was kannst Du selbst konkret tun, um Deine Urlaubsreise umweltfreundlich zu gestalten?

Im Urlaub mit dem Fahrrad unterwegs - die nachhaltigste Art sich fortzubewegen

Aktuellen Schätzungen zufolge ist der weltweite Tourismus für 8% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – mit steigender Tendenz [1]. In repräsentativen Umfragen stimmt über die Hälfte der deutschen Bevölkerung der Aussage zu: „Mein Urlaub soll möglichst ökologisch verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich sein“ [2]. Dennoch wächst die Nachfrage nach nachhaltigen Reisen trotz zahlreicher vorhandener Angebote nicht. Das bedeutet: für viel Touristen ist Nachhaltigkeit im Urlaub nur ein Lippenbekenntnis und wirkt sich nicht auf das tatsächliche Reiseverhalten aus.

Urlaubsklima-Check: So kannst Du Deinen CO2-Fußabdruck für Deine Urlaubsreise berechnen

Dein ökologischer Fußabdruck während Deiner Reisen lässt sich ziemlich einfach bestimmen. Dabei wird die Reise in ihre Komponenten, in An- und Abreise, Unterkunft und Verpflegung, Mobilität vor Ort sowie Urlaubsaktivitäten, unterteilt. Mit diesem CO2-Rechner für Reisen kannst Du dann berechnen, welchen Einfluss Deine Reise aus ökologischer Sicht hat. Durch unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten siehst Du genau, was sich durch die Wahl eines anderen Verkehrsmittels oder einer anderen Unterkunft verändert.

Zwei Faktoren, die jede*r leicht selbst beeinflussen kann, entscheiden maßgeblich über die Umweltfreundlichkeit des Urlaubs: erstens die Entfernung des Reiseziels und zweitens die Wahl des Verkehrsmittels. Denn der größte Teil aller CO2-Emissionen der Tourismus-Branche entsteht bei der An- und Abreise.

Fernbus, Bahn, Auto, oder Flugzeug? Welches Verkehrsmittel ist das Beste für Deine Urlaubsreise?

Besonders umweltschädlich sind Flugreisen, aber auch Pkws schaden der Umwelt in einem nicht zu unterschätzenden Maß. Jede Entscheidung für die Nutzung einer Alternative, wie den öffentlichen Verkehrsmitteln Bus und Bahn, senkt die Umweltbelastung und leistet so einen direkten Beitrag zum Umweltschutz. Denn fest steht: eine Autofahrt ist immer eine zusätzliche Umweltbelastung, während Bus und Bahn ohnehin nach Fahrplan fahren.

Mithilfe des Umweltmobilchecks der Deutschen Bahn kannst Du die exakte Klimabilanz Deiner gewählten Zugverbindung ermitteln lassen und mit einer Reise per Flugzeug oder Pkw vergleichen. In anschaulichen Grafiken werden Kohlendioxid- und Stickoxid-Emissionen, Feinstaub, Kraftstoffverbrauch und andere Kennzahlen je Transportmittel angezeigt. Durch unterschiedliche Einstellungen zum Fahrzeugtyp, zur Antriebsart und zur Auslastung des Pkws sind individuelle Aussagen möglich. Die Auslastung des Transportmittels hat großen Einfluss auf die Klimafreundlichkeit eines Verkehrsmittels. Im Allgemeinen gilt, je mehr Leute ein Verkehrsmittel nutzen, desto geringer wird der CO2-Ausstoß pro Personenkilometer. Deshalb haben Reisebusse und Zugreisen im Fernverkehr aufgrund ihrer höheren Auslastung im Vergleich zum Nahverkehr eine bessere Umweltbilanz. Im Einzelfall kann aber eine Fahrt in einem vollbesetzten Auto klimafreundlicher sein, als eine Zugfahrt mit nur zwei Passagieren.

Nach aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts [3] ist der Bus das umweltfreundlichste Verkehrsmittel auf langen Strecken. Flugzeug sowie der Pkw haben eine deutlich höhere Klimawirkung als der Bus oder der Zug. Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, verursachen Fernlinienbusse 32g CO2 pro Personenkilometer, Reisebusse 34g, der Schienenfernverkehr hingegen 46g. Für Pkws liegt dieser Wert bei 194g, für internationale Flüge bei 198g und für nationale Flüge bei über 218g CO2 pro Personenkilometer. Die schlechte Klimabilanz des Autos wird unter anderem dadurch verursacht, dass, statistisch gesehen, bei jeder Autofahrt im Durchschnitt nur 1,5 Personen mitfahren. Deshalb ist es immer eine gute Idee, wenn Du Mitfahrgelegenheiten nutzt oder solche selbst anbietest.

Nachhaltig mobil am Urlaubsort: Ohne Auto im Urlaub in Deutschland

Nachhaltiger Tourismus bedeutet aber auch, vor Ort klimafreundlich unterwegs zu sein. Klimafreundliche Mobilitäts-Angebote tragen maßgeblich zum Schutz von sensiblen Naturlandschaften und zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass die Infrastruktur am Urlaubsort über ein nachhaltiges Mobilitätskonzept verfügt. Für Deutschland gilt: in ländlichen Urlaubsregionen ist die klimafreundliche Mobilität vor Ort ausbaufähig und vorhandene Angebote sollten stärker vernetzt werden. Aus dem Reisetest des ADAC geht hervor [4], dass vereinzelt kreative Ideen für klimafreundliche Mobilitäts-Angebote zu finden sind, aber noch nicht flächendeckend. Angebote mit Potenzial sind E-Scooter und E-Roller-Verleih, ebenso wie E-Auto-Carsharing, E‑Auto‑Vermietungen, der Ausbau von E-Bus-Netzen des ÖPNVs oder Sparangebote bei der Anreise ohne Auto. Ein Angebot, das Du in fast jedem Urlaubsort finden kannst, ist der Verleih von Fahrrädern, zunehmend auch von E-Bikes. Da das Fahrrad das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist, solltest Du solche Angebote, wenn möglich, unbedingt nutzen.

Am besten informierst Du Dich schon vor der Reisebuchung über die Mobilitätsangebote der Urlaubsregion. Dabei stellt das Netzwerk Fahrtziel-Natur, eine Kooperation des BUND und weiteren Umweltverbänden mit der Deutschen Bahn, umfangreiche Informationen zur Verfügung. Dort sind über 23 Naturregionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten. Hier bekommst Du hilfreiche Tipps zur autofreien Anreise, zu umweltzertifizierten Unterkünften und zu nachhaltigen Mobilitätsangebote der Urlaubsregion. Die Mehrheit der Fahrtziel-Natur-Gebiete bietet zudem ihren Urlauber*innen eine Gästekarte an, welche im Preis der jeweiligen Unterkunft miteingeschlossen ist, mit denen der öffentliche Nahverkehr kostenlos genutzt werden kann.

Plane Deinen Urlaub umweltfreundlich und denke auch an die nachfolgenden Generationen. Du kannst dazu beitragen, dass Nachhaltigkeit im Urlaub nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt.

 

Nützliche Tools und Adressen für die nachhaltige Reiseplanung:

CO2-Rechner für Reisen: http://www.fussabdrucksrechner.at/de/calculation/tourism/1

Umweltmobilcheck der Deutschen Bahn: https://www.umweltmobilcheck.de/

Kooperation Fahrtziel Natur: https://www.fahrtziel-natur.de

 

Quellen:

[1] Umweltbundesamt (Hrsg.) 2020: Treibhausgas-Emissionen im Deutschland-Tourismus.Themenpapier.  https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_149-2020_treibhausgas-emissionen_im_deutschland-tourismus.pdf

[2] Schmücker, D./Sonntag, U./Günther, W. 2019: Nachhaltige Urlaubsreisen: Bewusstseins- und Nachfrageentwicklung. Grundlagenstudie auf Basis von Daten der Reiseanalyse 2019.  https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Forschungsdatenbank/fkz_um18_16_502_nachhaltigkeit_ reiseanalyse_2019_bf.pdf

[3] Umweltbundesamt (Hrsg.) 2021: Umweltfreundlich mobil! Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehrt in Deutschland.  https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2021_fb_umweltfreundlich_  mobil_bf.pdf

[4] ADAC 2020: Nachhaltige Ferien: Urlaub ohne Auto in Deutschland.                                                      https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/tests/nachhaltige-mobilitaet-in-tourismusorten/

 

 

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