BUND Kreisverband Stuttgart

Mein Weg zur Veganerin

27. Juni 2021 | Nachhaltige Ernährung, Tierwohl, Umweltfreundlich leben

Ein wichtiger Hinweis vorneweg: Mit diesem Text möchte ich Dich nicht missionieren, vegan zu leben. Ich möchte Dich eher informieren und dazu anregen, darüber nachzudenken, was täglich so auf Deinem Teller landet. Gleichzeitig möchte ich nicht verschweigen, dass das meiste, was in der industriellen Tierhaltung vor sich geht, grausam und der negative Einfluss tierischer Produkte auf unser Klima immens ist.

Hunde streicheln, Schweine essen?

 

Irgendwann konnte ich es nicht mehr für mich rechtfertigen, Tiere zu essen. Auf dem Weg zu Schnitzel mit Pommes im nächsten Restaurant kuschelte ich noch schnell mit dem Hund der Nachbarin, weil er ja so süß ist. Das eine Tier liebkoste ich, das andere landete auf meinem Teller. Was gibt uns Menschen das Recht, darüber zu entscheiden, dass ein Hund ein Haus- und ein Schwein ein Nutztier ist? Diese willkürliche Einteilung wird übrigens als Speziezismus bezeichnet.

 

Also hörte ich vor ca. 8 Jahren auf, Fleisch und Fisch zu essen und ich fühlte mich gut. Für Fleisch musste nun kein Tier mehr für mich leiden oder sterben. Meinen ökologischen Fußabdruck beeinflusste ich ebenfalls positiv, denn für 1 kg Rindfleisch beispielsweise werden ca. 13,3 kg CO2 freigesetzt. 

 

Lange Zeit hielt ich das alles für ausreichend: Ich trug bereits sehr viel zum Protest gegen die industrielle Tierhaltung bei und auch ökologisch gesehen hatte ich ein besseres Gewissen. Außerdem kam es mir damals überhaupt nicht in den Sinn, auf Käse zu verzichten. Ich liebte Käse!

 

Die Produktion von Milch und Eiern

 

Da ich mich auch weiterhin viel mit dem Thema der Tierhaltung und deren Auswirkungen auf die Lebewesen und unsere Umwelt beschäftigte, stieß ich vermehrt auf das Thema des Veganismus.

 

Es ist leider immer noch die Regel und da kann und will ich nichts schönreden, dass Milchkühe ihr ganzes (viel zu kurzes) Leben ständig künstlich geschwängert werden, damit sie Milch geben. Ihr Kalb wird ihnen nach der Geburt weggenommen, damit genug Milch für uns Menschen bleibt. Nach etwa 5 Jahren werden sie geschlachtet.

 

Außerdem werden immer noch jedes Jahr Millionen von männlichen Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet, da es für sie keinen wirtschaftlichen Nutzen gibt – erst 2022 soll das verboten werden. Es gibt seit einigen Jahren sogenannte „Bruderhahn-Eier“, bei welchen die „Brüder“ der weiblichen Küken nicht direkt getötet werden. Allerdings werden sie trotzdem gemästet und nach ein paar Monaten geschlachtet – die ganze Sache verzögert sich also nur um einige Zeit.

 

Die Haltung der meisten Hühner, Bruderhähne und Milchkühe, welche oft alles andere als artgerecht abläuft, ist nochmal ein komplett anderes Thema.

 

Der ethische Gedanke war und ist mir nach wie vor der wichtigste, trotzdem beschäftigte ich mich auch vermehrt mit dem ökologischen Aspekt. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass für 1 kg Butter noch mehr CO2 als für Rindfleisch freigesetzt werden: ganze 23,8 kg!

 

Ähnlich wie damals vor 8 Jahren, als ich von der Fleischesserin zur Vegetarierin wurde, stellte ich mir also jetzt erneut die Frage: Kann ich es für mich rechtfertigen, dass für mich ein anderes Lebewesen, nur wegen einer Sahnetorte oder eines Käsebrotes, durch die Hölle geht und anschließend getötet wird?

Die Konsequenz, die ich für mich zog, war klar: Ich wollte mich vegan ernähren.

 

Doch da war eben doch noch dieser Käse, der mir die pflanzliche Lebensweise anfangs sehr schwer machte. Ich hatte gelesen, dass ein kalter Entzug dabei helfen soll - also ließ ich den Käse einfach von einem Tag auf den anderen weg. Und siehe da, seit einem Jahr habe ich kein Stückchen gegessen und er fehlt mir überhaupt nicht.

 

Wie ich mit Vorurteilen umgehe

 

Eine pflanzliche Ernährungsweise ist nach wie vor mit sehr vielen Vorurteilen behaftet. Sätze wie „Da kannst Du ja dann gar nichts mehr essen!“, „Bekommst Du denn alle Nährstoffe?“ und „Dein Soja macht den Regenwald kaputt!“ sind Gang und Gäbe.

 

Klar ist, Du musst ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen und deinen Ernährungsplan etwas anders gestalten, als wenn Du tierische Produkte konsumierst. Du brauchst ein paar Basisprodukte wie Sojajoghurt oder Hafermilch zu Hause, welche es mittlerweile in jedem Supermarkt gibt. Neben Hülsenfrüchten und Nüssen für eine ausreichende Proteinzufuhr spielen natürlich auch Obst und Gemüse eine große Rolle. Diese sollte aber auch jeder fleischessende Mensch daheim haben.

 

Ich habe durch die vegane Ernährung viele neue Lebensmittel kennengelernt und freue mich jedes Mal, wenn ich einkaufen gehe und neue Produkte entdecke, die „veganisiert“ wurden. Es ist nämlich absolut in Ordnung, ab und an ein veganes Ersatzprodukt zu essen, wenn Dir der Umstieg noch schwerfällt oder es Dir einfach schmeckt. Klar, solche Fertigprodukte sind nicht unbedingt gesund, aber das ist Wurst aus Tieren auch nicht und ganz nebenbei muss kein Lebewesen dafür leiden.

 

Das Einzige, was ich bei meiner Ernährung extra zuführe, ist Vitamin B 12, da das in pflanzlichen Lebensmitteln nicht enthalten ist. Eine kleine Information hierzu am Rande: Fleischesser*innen bekommen das Vitamin B 12 nur, weil es den Tieren zugefüttert wird - ich spare mir also einfach den Umweg über das Tier.

 

Und „unser“ Soja macht den Regenwald sicher nicht kaputt, denn jenes für Tofu kommt meistens aus Europa. Das Soja, welches in den Regenwäldern angebaut wird, wird zu 75-85 % als Futtermittel in der Tierhaltung genutzt.

 

Wenn also solche Bemerkungen fallen, versuche ich zu informieren, aufzuklären und vor allem vorzuleben, wie einfach und lecker es eigentlich ist, sich pflanzlich zu ernähren. Zu Besuchen bringe ich meistens etwas Veganes zum Probieren mit. Eigentlich wird dabei auch immer den größten Skeptiker*innen bewusst, dass der Kuchen auch ohne Ei und Kuhmilch super gut schmeckt.

 

Meine Tipps zum Einstieg

 

Vielleicht konnte ich Dich jetzt auch ein bisschen dazu inspirieren, etwas Neues auszuprobieren. Geh die Sache locker an und setz Dich nicht unter Druck. Das Wichtigste ist, dass du Dir bewusst machst, welche Auswirkungen deine Ernährung auf Tiere und Umwelt hat. Alles andere kommt mit der Zeit von allein.

 

Noch einige Tipps zu Büchern und Websites:

 

Außerdem gibt es ein paar Filme, die (schmerzlich) bewusst machen, wie die Realität für die meisten Nutztiere auf unserem Planeten aussieht:

  • Dominion
  • Earthlings
  • Cowspiracy

 

 

Quellen

https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/lebensmittelverschwendung-und-klimawandel/

https://utopia.de/ratgeber/soja-herkunft-tofu-drinks-marken/

 

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