BUND Kreisverband Stuttgart

Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren

22. Mai 2021 | Umweltfreundlich leben, Umweltgifte, Mobilität

Das wusste schon John F. Kennedy. Fahrradfahren tut Körper und Seele gut und ist dabei eine der umweltfreundlichsten Arten, sich fortzubewegen. Wie haben wir lange Freude an unserem Fahrrad und wie pflegen oder flicken wir es, ohne die Umwelt dabei zu belasten? Darum soll es am heutigen Tag des Fahrradflickzeugs gehen.

Zum klassischen Flickzeug für das Fahrrad gehören Schleifpapier, Gummiflicken, ein spezieller Kleber und eventuell ein Radheber. In den meisten Fahrradläden sind keine aus nachhaltigen Materialien hergestellten Varianten dieser Gegenstände zu finden. Zwar gibt es für den Fahrradreifen schon Alternativen zur Gummimischung, z. B. ein Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk vom Hersteller Continental. Dieses spezielle Naturkautschuk wird lokal mit kurzen Transportwegen produziert und wurde nicht ohne Grund mit einem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet [1]. Aber: Mit einem Preis, der derzeit etwa zehnmal so hoch ist wie der handelsüblicher Fahrradreifen, sind diese Reifen derzeit noch ein Luxus, den sich die wenigsten leisten können.

Anders sieht es mit der Fahrradpflege aus. Zum A und O der Fahrradpflege gehört, das Fahrrad frei von Schmutz zu halten, der sich sonst in den kleinen Ritzen von Kette und Schaltung festsetzt und so den Verschleiß beschleunigt. Eine alte Zahnbürste und ein Putzlappen (z. B. aus aussortierter Kleidung) eignen sich zum Reinigen noch immer am besten und beides hat jeder zu Hause. Hinterher alles mit Wasser abzuspülen, ist grundsätzlich eine gute Idee. Aber von Hochdruckreinigern sollte man die Finger lassen, und zwar aus mehreren Gründen: Schmutz und Feuchtigkeit können in die empfindlichen Kleinteile geraten. Außerdem können Schmiermittel für Kette, Getriebe, Hydraulik, Federung und Lager weggespült werden, in den Boden gelangen und dort großen Schaden anrichten, denn herkömmliche Schmiermittel basieren auf Mineralöl und sind schon in kleinsten Mengen Gift für Wasserorganismen und unseren eigenen Körper. Hersteller warnen nicht umsonst vor dem Einatmen, Hautkontakt sowie dem Ableiten in die Kanalisation und damit in unseren Wasserkreislauf.

Neben der Reinigung des Fahrrads ist aber auch das regelmäßige Ölen der Kette besonders wichtig. Die Kette ist immerhin das am meisten beanspruchte Teil eines jeden Fahrrads: Sie muss extrem viel leisten und ist gleichzeitig Wind und Wetter fast schutzlos ausgesetzt. Ist erst einmal Rost in die Kettenglieder gelangt, verliert sie an Wirkkraft und beginnt bei jedem Tritt unangenehm zu quietschen. Was also tun, wenn Du nicht auf Produkte der Mineralölindustrie zurückgreifen möchtest? Könntest Du stattdessen einfach das Speiseöl aus der Küche verwenden? Leider nein, auch wenn der Gedanke nahe liegt. Die pflanzlichen Öle eignen sich wegen ihres hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren nicht zum Ölen von Ketten. An der frischen Luft werden sie schnell ranzig.

Ökologisch unbedenkliche Fahrradpflege ist dennoch möglich. Vom Hersteller Danico [2] gibt es beisielsweise ein Kettenöl, das aus gefiltertem und veredeltem Sonnenblumenöl hergestellt und in nachfüllbaren Flaschen verkauft wird. Eine zweite Alternative zum herkömmlichen Kettenöl ist die Schmierung mit umweltverträglichem Wachs. Es bietet den Vorteil, dass keine Öltropfen in den Boden gelangen und Schmutz auf der gewachsten Kette nicht so leicht anhaftet. Wachs ist aber auch etwas komplizierter in der Anwendung, da man es häufiger auftragen muss. Entfernen lässt es sich nur mit chemischen Lösungsmitteln, sollte man irgendwann wieder zum Öl wechseln wollen. Vor der Umstellung auf ein biologisch abbaubares Schmiermittel lässt Du Dich also am besten erst mal beim Fachmann beraten, um geeignete Pflegeprodukte zu finden.

So kannst Du Dein Fahrrad guten Gewissens pflegen, ohne Umwelt und Gesundheit durch erdölbasierte Produkte zu belasten. Ist das Fahrrad gut gepflegt und wird regelmäßig gereinigt, geölt und gewartet, können Verschleißteile wie die Kette bis zum Ende ihres normalen Lebenszyklus genutzt werden. Das spart wertvolle Ressourcen und verlängert die Freude am Radfahren.

 

[1] - https://www.continental-reifen.de/autoreifen/ueber-continental/media-services/archiv/archiv-2020/2020-12-04-sustainability-award-urban-taraxagum

[2] - http://www.danico-biotech.de/nbcl.php

 

Weitere Quellen:

https://utopia.de/ratgeber/fahrradkette-oelen-anleitung-tipps-und-das-richtige-oel/

https://www.fahrrad-gesundheit.de/bio-fahrradoel/

https://www.pd-f.de/2015/06/30/9397_kettenoel-fett-kriechoel-welches-schmiermittel-wo-am-fahrrad/

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