Die Anfänge der Bewegung
Die Wurzeln des ökologischen Landbaues finden sich Ende des 20., Anfang des 21. Jahrhunderts, als die Industrialisierung auch die Landwirtschaft erreichte. Die Betriebe durchliefen Rationalisierungsprozesse und die Abhängigkeit von fremdem Input nahm mit der Arbeitsteilung von Produktionsschritten über verschiedene Betriebe sowie dem Einsatz der neuen chemisch-synthetischen Düngemittel, vor allem Stickstoff und Pestiziden zu.
Dieser Strukturwandel erleichterte die Arbeit der Landwirt*innen zwar erheblich, trotzdem sahen ihm einige von ihnen mit Skepsis entgegen. Sie strebten einen ganzheitlicheren Ansatz an, der zum einen die kleinen Familienbetriebe, sowie auch deren Unabhängigkeit und Bezug zur Natur erhalten sollte. Daraus etablierten sich die ersten gemeinsamen Grundsätze, sodass 1928 mit Demeter der erste Ökoverband gegründet wurde. Einige Jahre später folgten 1971 Bioland und 1982 Naturland.
Nach welchen Prinzipien arbeitet der Ökolandbau?
Die International Federation of Organic Agriculture Movements IFOAM definiert den ökologischen Landbau über vier Prinzipien: Gesundheit, Ökologie, Sorgfalt und Gerechtigkeit. Diese sollen nicht nur in den Betrieben Anwendung finden, sondern auch in der Verarbeitung, Vermarktung sowie von den Konsumenten gelebt werden.
Ziel des ökologischen Landbaus ist es, die Gesundheit aller im System beteiligten, nämlich die des Bodens, der Pflanze, des Tiers, des Menschen und des Planeten, nachhaltig zu erhalten. So steht in der Landbewirtschaftung die Bodenfruchtbarkeit und damit der Humusaufbau im Fokus, gedüngt werden soll mit betriebseigenen organischen Düngern, damit die Nährstoffe möglichst im Hofkreislauf bleiben. Sie soll sich an dem orientieren, was schon da ist, also mit dem existierenden Ökosystem arbeiten und so wirtschaften, dass dieses für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
In der weiteren Umsetzung bedeutet das beispielsweise lange Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten, die zum einen den Boden kontinuierlich mit Vegetation bedecken und so vor Erosion schützen, aber auch über den Leguminosenanbau Nährstoffe in den Boden bringen. Pflanzenschutz wird vornehmlich über mechanische Methoden, wie Hacken und Striegeln oder von Hand betrieben, es werden aber auch biologische Maßnahmen eingesetzt. So werden vor allem im Gartenbau viele Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Ein weiteres Beispiel ist die Anpassung der Tierzahl an die vorhandene Fläche, damit die Tiere einerseits über das betriebseigene Futter versorgt werden können und andererseits die Umwelt nicht durch Überdüngung belastet wird.
Der schonende Umgang mit der Umwelt und den zur Verfügung stehenden Ressourcen bieten nicht nur den Menschen gesunde Nahrungsmittel, sondern auch Lebensräume für andere Spezies und fördert dadurch die Artenvielfalt.
In Deutschland wächst die ökologisch bewirtschaftete Fläche über die letzten Jahre kontinuierlich an. So waren es 2019 insgesamt ca. 1,6 Millionen Hektar; 9,7% der gesamten Agrarfläche. In Baden-Württemberg sollen es bis 2030 40% aller landwirtschaftlichen Flächen sein. Auch in und um Stuttgart gibt es viele Betriebe, wie den Reyerhof in Möhringen, auf welchen du ökologischen Landbau in seiner Vielseitigkeit live erleben kannst.
Wo kannst Du tiefer einsteigen?
Für eine ökologische, gentechnikfreie Landwirtschaft! – BUND e.V.
IFOAM - Organics International | Home
EU-Ökorichtlinien
Verbände: Demeter, Bioland oder Naturland
Zur Autorin: Birke Zulic ist ein Vorstandsmitglied beim BUND Kreisverband Stuttgart und studiert Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim.