BUND Kreisverband Stuttgart

Die Auswirkungen unserer Ernährung auf den globalen Wasserverbrauch

19. Juli 2021 | Wasser, Meere

Unsere Erde wird oft als der blaue Planet bezeichnet. Und das zurecht, denn etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Eigentlich sollte uns das Wasser also nicht ausgehen. Dennoch zeigen weltweite Studien, dass Wasser zunehmend zu einem knappen Gut wird. Den Vereinten Nationen zufolge wird der Bedarf an Trinkwasser bis zum Jahr 2050 wird um 55 Prozent steigen. Dabei hat jetzt schon jeder zehnte Mensch keinen Zugang zu sauberem Wasser (1).

Wasserverbrauch für Lebensmittel (4)

Wassermangel gilt global als eines der größten Probleme dieses Jahrhunderts. So äußert z.B. die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass 2050 etwa vier Milliarden Menschen, also fast die Hälfte der Weltbevölkerung, unter Wassernot leiden werden (2).

Hauptverursacher für die Wasserknappheit ist die Landwirtschaft mit circa 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs. Weitere Großverbraucher von Wasser sind die Industrie, sowie die Energiewirtschaft. Nennenswerte Verbraucher sind hier zum Beispiel die Gewinnung von Erdöl, die Kühlung von Kraftwerken oder die Herstellung von Papier. Der Verbrauch von Trink- und Sanitärwasser ist vergleichsweise gering und wird Berechnungen zufolge auch in Zukunft nicht wesentlich ins Gewicht fallen (1).

Der Verbrauch von Wasser in der Landwirtschaft

70 Prozent des globalen Wasserverbrauchs ist eine extrem große Menge. Doch was sind die Gründe, warum in der Landwirtschaft so viel Wasser benötigt wird?

Der Anbau einiger Nahrungsmittel, z.B. Reis, Zuckerrohr oder Weizen ist von Natur aus besonders wasserintensiv (3). Das allein wäre noch nicht problematisch, kritisch zu betrachten sind hier die nicht effizienten und aus ökologischer Sicht bedenklichen Anbaumethoden. Die Wahl der anzubauenden Lebensmittel wird meist eher auf Basis ökonomischer Überlegungen und nicht aufgrund klimatischer Bedingungen getroffen. In vielen trockenen Gegenden der Welt werden deshalb Pflanzen angebaut, die eine großflächige Bewässerung benötigen, z.B. Tomaten und Erdbeeren in Spanien oder Feldfrüchte wie Getreide, Hülsen- und Ölfrüchte auf der arabischen Halbinsel (1). Abgesehen davon ist oft auch die Bewässerungstechnik veraltet oder nicht angepasst an die klimatischen Bedingungen. Sehr hohe Wasserverluste sind dann die Folge. Nach aktuellen Studien wird weniger als die Hälfte der notwendigen Wassermenge tatsächlich von den Pflanzen aufgenommen, das meiste verdunstet oder versickert aus undichten Kanälen oder Leitungen. Der unsachgemäße Einsatz von Dünger und Pestiziden führt darüber hinaus zu einer immensen Verschmutzung des Grund- und Trinkwassers (3).

Neben dem Anbau von Pflanzen und Feldfrüchten ist die Nutztierhaltung ein großer Wasserverschwender. Hier wird circa ein Drittel des Wassers eingesetzt, das insgesamt für die Landwirtschaft aufgewendet wird. Mehr als 15.500 Liter Wasser werden allein für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch benötigt. Weizen benötigt mit 1.300 Litern Wasser weniger als ein Zehntel davon in der Produktion. Zudem verschmutzt industrielle Massentierhaltung das Grundwasser, da über die unsachgemäße Entsorgung von Gülle gefährliches Nitrat und Rückstände von Veterinärmedikamenten in den Boden gelangen (3).

 

Steigender globaler Ressourcenverbrauch durch Bevölkerungswachstum

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird der weltweite Bedarf an Agrarprodukten bis zum Jahr 2050 um bis zu 70 Prozent steigen (2). Die stetig wachsende Bevölkerung unserer Erde muss ernährt werden. Das bedeutet, dass in vielen trockenen Gegenden der Welt neue landwirtschaftliche Flächen erschlossen werden, die eine intensive Bewässerung benötigen. Dem steht aber bereits heute ein akuter Wassermangel gegenüber. Insbesondere im globalen Süden bzw. Regionen, die von saisonalen Regen- und Trockenzeiten geprägt sind, werden die bereits erwähnten Probleme und Ursachen für Wasserverschwendung also kritische Dimensionen annehmen (5).

Der WWF warnt: "Machen wir weiter wie bisher, droht eine zweifache Ernährungskrise: Durch Ernteausfälle aufgrund von Trockenheit werden Hunger und Nahrungsmittelknappheit weltweit zunehmen, während zugleich in vielen Erdteilen die Versorgung mit sauberem Trinkwasser für breite Bevölkerungsschichten immer schlechter wird." (2)

 

Gegenmaßnahmen müssen individuell und kollektiv greifen

Individuelle Maßnahmen im Haushalt mit denen Wasser gespart wird, z.B. Abstellen des Wassers beim Duschen, Mülltrennung, das Sammeln von Regenwasser zur Bewässerung von Gärten oder Eco-Programme für Spül- und Waschmaschine, sind definitiv wichtig und sollten mittlerweile zur Normalität werden. Das allein reicht aber nicht aus. Wir müssen unser Konsumverhalten sowie unsere Ernährung radikal überdenken.

Durch eine saisonal orientierte Ernährungsweise und regionales Einkaufen kann jeder seinen Beitrag leisten. Natürlich muss man auf exotische Lebensmittel nicht gänzlich verzichten. Hier sollte jedoch auf Bio-Lebensmittel geachtet werden, denn der Anbau ist schonender für das Trinkwasser, da keine chemisch-synthetischen Düngemittel oder chemische Pestizide zum Einsatz kommen. Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch der Fleischkonsum. In Deutschland konsumiert eine Person durchschnittlich 88,3 Kilogramm Fleisch jährlich – wenn wir beim Beispiel Rindfleisch bleiben, sind das jährlich 1,3 Millionen Liter Wasser pro Kopf (1). Bei diesem hohen Wasserverbrauch kann man schon von einem übermäßigen Konsum tierischer Produkte sprechen, den es unbedingt einzuschränken gilt.  

Darüber hinaus muss auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene etwas geschehen. Insbesondere Schwellenländer sollten in der Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft unterstützt werden. Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung muss eingedämmt werden, um das Grundwasser zu schonen. Die Bewässerungssysteme im Pflanzenanbau benötigen zwingend einer Modernisierung. So ist beispielsweise die Tröpfchen-Bewässerung eine Methode, mit der Wassereinsparungen bis zu 80 Prozent möglich sind. Statt der üblichen rotierenden, sprühenden Bewässerung tropft bei diesem Verfahren kontinuierlich Wasser in geringem Abstand zum Boden. Dadurch gelangt das Wasser direkt zur Wurzel, statt in der warmen Umgebungsluft zu verdunsten (4). Nicht zuletzt muss die globale Wasserverteilung durch Gesetze und Verordnungen geregelt werden, um Verteilungskämpfe zu vermeiden (2).

Änderungen in der Landwirtschaft und in unserer Ernährung sind wichtige Bausteine für den schonenderen Umgang mit Trinkwasser. Um dem steigenden Wasserbrauch und drohenden Wassermangel Herr zu werden, müssen aber in allen Bereichen Maßnahmen ergriffen und nachhaltig umgesetzt werden. Der blaue Planet muss blau bleiben.

 

Zur Autorin: Carolin Quaas engagiert sich im Redaktionsteam des BUND Stuttgart. Sie probiert gern neue vegane Rezepte aus, erkundet Stuttgart und Umgebung am liebsten zu Fuß und versucht ihren Alltag so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

 

Quellen:

  1. https://www.alumniportal-deutschland.org/global-goals/sdg-06-wasser/trinkwasser-verschwendung/
  2. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wasser-kampf-um-jeden-tropfen-1.3344255
  3. https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/wasserverbrauch/wasser-verschwendung
  4. https://www.dw.com/de/die-virtuelle-wasserverschwendung/a-37235591

https://www.planet-wissen.de/natur/umwelt/wassernot/index.html

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