BUND Kreisverband Stuttgart

Weltvegantag: Was bringt es, vegan zu leben?

31. Oktober 2022 | Nachhaltige Ernährung, Umweltfreundlich leben

Am 1. November ist Weltvegantag – eine gute Gelegenheit, die vegane Lebensweise einmal näher zu betrachten.

Bild von einem Küken, das sagt: "I am not a nugget"  (Bekky Bekks / unsplash)

Viele mögen beim Stichwort „vegan“ zunächst an die Ernährung denken, aber vegan zu leben heißt viel mehr als das. Veganes Leben umfasst zum Beispiel ebenso die Bereiche Kleidung, Kosmetik, Einrichtung und Reinigung. Gute Gründe dafür, vegan zu leben, gibt es mehrere, doch lest selbst!

Sorge um das Tierwohl – Vermeidung von nicht artgerechter (Massen-)Tierhaltung

Wer kennt nicht die Bilder von Hühnern in Legebatterien, von Kühen, die kaum mehr laufen können, weil sie zu große Euter haben, von Puten, die sich aufgrund der zu groß gezüchteten Brust nur noch schwer bewegen können, von Küken, die geschreddert werden? Wer erinnert sich nicht an die Massentötung von Nerzen, weil ein Teil von ihnen mit einer Variante des Coronavirus infiziert war? All das und noch viel mehr ließe sich vermeiden, wenn keine oder zumindest weniger tierische Produkte gegessen oder anderweitig verwendet würden.

In Deutschland werden im Jahr 12 Milliarden Tiere verzehrt. Vegan zu leben bedeutet im Vergleich zur sogenannten omnivoren Ernährung, dass ein vegan lebender Mensch im Jahr den Tod und das oft qualvolle Leben von ca. 150 Tieren vermeidet.

Verringerung des ökologischen „Fußabdrucks“

Im Jahr 2021 war die deutsche Landwirtschaft einer Schätzung des Umweltbundesamts zufolge für 54,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente* verantwortlich. Das entspricht 7 % der gesamten ⁠Treibhausgas-Emissionen des Jahres. Dabei ist die Haltung von Tieren verantwortlich für einen Großteil der Emissionen.

So produziert laut dem Deutschem Tierschutzbund ein Fleischkonsument durchschnittlich 7,3 Kilogramm CO2-Äquivalente* am Tag, ein Vegetarier 3,9 Kilogramm. Bei Veganer*innen sind es dagegen nur 2,9 Kilogramm - allerdings unter der Voraussetzung, dass größtenteils auf Flugware und Lebensmittel mit langen Transportwegen verzichtet wird und saisonal verfügbare Ware verzehrt wird.

Des Weiteren liegt der Ressourcenverbrauch durch die Ernährung von Tieren um ein Vielfaches höher als bei der Produktion von Pflanzen zum direkten Verzehr. So braucht es für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch 15.000 Liter Wasser - das entspricht mehr als 75 vollen Badewannen. Für die Produktion eines Kilos Hühnerfleisch benötigt man immer noch rund 5.000 Liter Wasser, für ein Kilo Kartoffeln dagegen reichen schon rund 100 Liter.

Auch der Flächenverbrauch durch die Bereitstellung von Futtermitteln liegt weitaus höher als beim direkten Verzehr von Pflanzen. Der World Wide Fund For Nature hat berechnet, dass für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch bis zu 49 Quadratmeter Fläche benötigt werden, für ein Kilo Kartoffeln werden dagegen nur 0,25 Quadratmeter benötigt. In Deutschland wachsen auf 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Futterpflanzen. Durch eine tierfreie Landwirtschaft würden also immense Flächen frei. Diese könnten zum Beispiel als ökologische Vorrangflächen genutzt werden.

Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Welternährung

35 Prozent des weltweit angebauten Getreides dienen der Futtermittelherstellung. Diese ineffiziente Nutzung landwirtschaftlicher Flächen verringert das globale Angebot von Lebensmitteln. Leidtragende des durch den hohen Ressourcenverbrauch geprägten Konsumverhaltens in den westlichen Ländern sind vor allem Menschen in Entwicklungsländern, bei denen Wasser und Lebensmittel knapp sind.

Auswirkungen auf die Gesundheit bei veganer Ernährung

Dass eine vegane Ernährung für eine Besserung des Gesundheitszustands bei vielen (vor allem sogenannten Zivilisations-) Krankheiten sorgen kann, ist durch zahlreiche Studien belegt. Wie bei jeder unausgewogenen Ernährungsweise kann es zu einem Mangel an verschieden Nährstoffen kommen, der aber durch sorgfältige Zusammenstellung der verzehrten Lebensmittel und ggf. durch Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln vermieden werden kann. Hier ist vor allem Vitamin B12 zu nennen, da pflanzliche Lebensmittel keine verlässliche Quelle für diesen Mikronährstoff darstellen.

Immer mehr Supermärkte und Fastfood-Ketten bieten mittlerweile mit dem Vegan-Label gekennzeichnete Gerichte an. Dies ist erfreulich, denn vielleicht mag so manche*r Fleischesser*in erkennen, dass es Alternativen zu Lebensmitteln gibt, die ohne das Töten oder Ausbeuten von Tieren auskommen - und dass diese Alternativen sogar gut schmecken können. Eine erhöhte Nachfrage nach veganen Produkten führt zudem dazu, dass diese Lebensweise sich mehr verbreitet und auch Firmen, die bisher kein veganes oder vegetarisches Angebot hatten, beginnen umzudenken.

Viel Fastfood aus Schnellrestaurants zu essen, ist sicher nie besonders gesund. Dies gilt ebenso für veganes Fastfood. Habt Ihr z.B. schon einmal die Inhaltsstoffe eines veganen Burgers untersucht? So findet man bei einer der bekanntesten Burger-Ketten eine Inhaltsliste für den veganen Burger, die über 35 Zutaten enthält, darunter 6 mit E-Nummer gekennzeichnete Lebensmittelzusatzstoffe. Diese müssen nun nicht unbedingt gesundheitsschädlich sein, werden aber z.B. auf ihre Unbedenklichkeit an Tieren getestet – das sollte bedacht werden, wenn man auf Tierwohl achten möchte.

Für eine gesunde vegane Ernährung gilt dasselbe wie für die Ernährung mit tierischen Produkten: Wer Fertiggerichte statt Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreide isst, macht viele Vorteile des vegetarischen oder veganen Essens zunichte. Hochverarbeitete Lebensmittel sind nicht nur in mehrfacher Hinsicht schlecht für die Gesundheit, es fällt auch ein höherer Energieaufwand für Herstellung, Verpackung, Transport und Kühlung ins Gewicht.

Ein weiterer Vorteil veganer Lebensweise ist, dass weniger Medikamente verbraucht werden. Hier sind vor allem Antibiotika zu nennen, die durch ihren massenhaften Einsatz in der Tierhaltung Resistenzen hervorbringen. Die Folgen haben auch Menschen zu tragen, bei denen im Notfall unter Umständen kein wirksames Antibiotikum mehr zur Verfügung steht, da sogar sogenannte „Reserveantibiotika“ in der Tierhaltung eingesetzt werden.

Fazit:

Unter verschiedenen Aspekten betrachtet bietet veganes Leben große Chancen für die Welternährung, für die Schonung natürlicher Ressourcen, für das Tierwohl und nicht zuletzt für die Gesundheit. Jedoch erfordert eine vegane Lebensweise - vor allem bei der Ernährung - mehr Mühe und Planung. Nicht vergessen werden sollte außerdem, dass manches Weideland nicht mit einem vertretbaren Aufwand in landwirtschaftlich anderweitig nutzbares Land umgewandelt werden kann, und dass Tiere oft auch einen Sinn im ökologischen Gefüge der Landwirtschaft erfüllen, so z.B. bei der Produktion von natürlichem Dünger. Und nicht zuletzt gibt es Gegenden auf der Erde, wo das pflanzliche Angebot für die Ernährung nicht gegeben ist - man denke an Polarregionen. Dennoch bleibt Fakt, dass umso mehr der 800 Millionen Hungerleidenden auf der Erde satt werden könnten, je mehr Menschen vegan leben.

Weitere Informationen zu Tierwohl, veganer und nachhaltiger Ernährung findet Ihr auf unserer Themenseite „Nachhaltige Ernährung – lokal und global
 

*Erklärung CO2-Äquivalente:
https://www.myclimate.org/de/informieren/faq/faq-detail/was-sind-co2-aequivalente/

Quellen und Anregungen zum Weiterlesen:

https://vegan-day.org/de/

https://www.br.de/nachrichten/wissen/weltvegantag-was-bringt-vegane-ernaehrung-dem-klima,Sn2OHsc

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/14710-rtkl-ernaehrung-wie-gesund-ist-vegan

https://www.suedkurier.de/ueberregional/panorama/Anders-als-gedacht-Vegan-ist-nicht-immer-oeko-oder-gut-fuer-die-Umwelt;art409965,10195647

https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf

https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-08/fleisch-konsum-ressourcen

https://www.waterfootprint.org/en/

https://taz.de/Vegane-Landwirtschaft-und-Welternaehrung/!5868257/

https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#treibhausgas-emissionen-aus-der-landwirtschaft

https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/veganismus/
https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/tierversuche/lebensmittel/

https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/deutsche-essen-uber-12-milliarden-tiere-pro-jahr
https://albert-schweitzer-stiftung.de/themen/vegan-gesund

https://www.duh.de/themen/natur/naturvertraegliche-landnutzung/landwirtschaft/antibiotika-in-der-massentierhaltung/

https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2022/10/04/hochverarbeitete-lebensmittel-in-vielerlei-hinsicht-schlecht-fuer-die-gesundheit/

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/ernaehrungsgesundheit/wie-gesund-ist-vegane-ernaehrung-1072170

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/daenemark-exhuminiert-nerze-101.html

https://www.vier-pfoten.de/kampagnen-themen/themen/ernaehrung/welthunger

https://www.mcdonalds.com/de/de-de/product/veganburger-ts-2570.html#accordion-dd3c344748-item-aa5f2bb5b1

https://www.huehner-haltung.de/haltung/zucht/rassezucht/

 

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