BUND Kreisverband Stuttgart

#whomademyclothes - Warum wir eine Fashion Revolution Week brauchen

16. April 2021

Am 24.04.2013 stürzte das Rana Plaza ein, eine Textilfabrik in Bangladesh - 1134 Menschen starben aufgrund unzureichender Sicherheitsstandards. Auch viele, sehr bekannte, europäische Modeketten ließen hier Kleidung produzieren. Kurz darauf wurde die Fashion Revolution Week ins Leben gerufen, um die Missstände in der Modeindustrie aufzuzeigen, über sie aufzuklären und dadurch im besten Fall langfristig einen Wandel herbeizuführen.

Warum kann Kleidung so billig sein?

 

Sicher ist es verlockend, wenn ein T-Shirt bei irgendeinem Fast-Fashion Label gerade einmal 4,99 € kostet. Doch den deutlich höheren Preis zahlen die Menschen, die dafür auf dem Baumwollfeld stehen oder an der Nähmaschine sitzen und dabei nicht einmal genug verdienen, um sich und ihren Kindern eine gesicherte Existenz zu schaffen. Mehr noch, sie gefährden ihre Gesundheit bei der Arbeit mit giftigen Chemikalien, welche in Färbereien Gang und Gäbe sind, nur damit wir Kleidung in der neuesten Trendfarbe für einen unschlagbaren Preis tragen können.

 

Lediglich ein Prozent des Kaufpreises sind auf die Löhne der Textilarbeiter*innen zurückzuführen. Ganze 50 % entfallen auf Marge und Kosten des Handels, 25 % sind Kosten für Marketing und Werbung, 13 % gehen an die Fabrik im Herstellungsland und 11 % fallen für den Transport an. Dementsprechend würde sich eine Anhebung der Löhne kaum merklich auf den Endpreis auswirken. Trotzdem wird dies von der Industrie nach wie vor als Argument gegen eine bessere Bezahlung der Arbeiter*innen angeführt.

 

Die Herstellung in Ländern, in welchen die politischen Bedingungen besonders instabil sind, garantiert eine effizientere Ausbeutung für die großen Textilunternehmen und sorgt dafür, dass sich die wenigsten Textilarbeiter*innen gewerkschaftlich organisieren und so dieser modernen Sklaverei ausgeliefert sind.

 

Die Modeindustrie ist ein Klimakiller

 

Nicht nur dieser systematischen Ausbeutung, die schon lange kein Geheimnis mehr ist, sondern auch den klimatischen Auswirkungen, sollten wir deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken.

Bei der Textilproduktion werden jährlich zwischen 1200 und 1715 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen - mehr als Flug- und Schifffahrtsverkehr zusammen. Bei der Herstellung einer einzigen Jeans beispielsweise werden 7.000 bis 12.000 Liter Wasser verbraucht. Hinzu kommen Pestizide beim Baumwollanbau und Chemikalien in Färbereien, die oftmals direkt in Flüsse geleitet werden. Doch beim Kauf endet die Umweltbelastung nicht: Besteht die Kleidung aus synthetischen Fasern, landen bei jedem Waschgang hunderttausende davon im Abwasser und somit in der Umwelt.

 

Der Konsum geht jedoch ungebremst weiter: ca. 5,2 Mrd. Textilien befinden sich in deutschen Kleiderschränken, wovon 40 % kaum oder nie getragen werden. Jede*r Deutsche konsumiert durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke jährlich und 1,5 bis 2 Mio. Tonnen ungewollte Kleidung landen pro Jahr im Müll. Im Jahr 2014 wurden erstmals mehr als 100 Mrd. Kleidungsstücke produziert.

 

 

 

Was können wir anders machen?

 

Der Einfluss von uns Konsument*innen hat natürlich seine Grenzen, wenn wir nicht durch politische Entscheidungen und Gesetze unterstützt werden. Kurz nach dem Einsturz des Rana Plaza haben sich zwar die Arbeitsbedingungen vor Ort etwas verbessert, aber der Fokus der Kleidungsindustrie liegt nach wie vor auf der Gewinnmaximierung durch billige Produktion. Diese kann nicht mit einer ausreichend menschenwürdigen sowie nachhaltigen Produktion einhergehen. 

 

Nichts desto trotz sollten wir versuchen unser Leben und den individuellen Konsum so nachhaltig und klimafreundlich wie möglich zu gestalten! Deswegen möchten wir diese Woche ebenfalls dafür nutzen, euch Infos und Tipps an die Hand zu geben, was ihr anders machen könnt und vor allem wie!

 

Dass es anders geht, zeigt vor allem die Slow-Fashion-Bewegung, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt. Hier steht bei der Herstellung vor allem Qualität und Langlebigkeit des Kleidungsstückes im Vordergrund. Ökologische und faire Kleidungsstücke sind schon lange nicht mehr die ollen Lappen, als die sie unsereins noch vor ein paar Jahren gesehen hat. Ganz im Gegenteil: Immer mehr nachhaltige Labels werden salonfähig und wandern in die Großstädte Deutschlands. Auch in Stuttgart gibt es mittlerweile den einen oder anderen Store, bei dem es sich fair shoppen lässt. Mehr dazu gibt’s im Laufe der Woche - freut euch drauf!

 

Außerdem möchten wir euch Tips geben, woran ihr euch orientieren könnt, wenn ihr euch noch unsicher seid, wie ihr faire Mode erkennt. Wir werden euch zeigen, wo ihr in Stuttgart Secondhand Mode als Alternative zu neuer Kleidung findet und wie ihr auch ganz ohne Shoppen, nämlich mit Leihen, Tauschen und Upcycling Abwechslung in euren Kleiderschrank bekommt.

 

 

 

Quellen:

Alle Fakten und Zahlen zu den Situationen der Textilarbeiter*innen sowie den Klima-Auswirkungen der Modeindustrie stammen aus dem Buch: Jana Braumüller, Vreni Jäckle, Nina Lorenzen, Lena Scherer: Fashion Changers - Wie wir mit fairer Mode die Welt verändern können

 

Weitere Infos und tolle Beiträge, die meinen Artikel gesprengt hätten, findet ihr auch auf:

https://www.fashionrevolution.org

https://fashionchangers.de

 

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb