BUND Kreisverband Stuttgart

Wie gut ist Dünger für die Umwelt?

10. Februar 2021 | Landwirtschaft

Die Düngung an sich ist nicht sonderlich problematisch, so lange sie in einem sinnvollen Maß erfolgt. Doch wieso braucht die Erde überhaupt einen Dünger? Die angebauten Pflanzen entnehmen der Erde Nährstoffe und Mineralien. Wenn eine Ackerfläche sich selbst überlassen ist, wachsen dort verschiedene Pflanzenarten gleichzeitig. Diese verschiedenen Pflanzenarten unterstützen sich gegenseitig, indem die eine Pflanzenart Nährstoffe und Mineralien im Boden anreichert, die eine andere Pflanzenart benötigt. Die Bodeninsekten, ein reichhaltiger Humus und ein ausgewogener Wasser- und Luftgehalt unterstützen die Fruchtbarkeit des Bodens noch zusätzlich enorm.

Durch die kontinuierliche Bewirtschaftung des Ackers mit jeweils nur einer Pflanzenart funktioniert das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenarten nicht mehr. Also muss die Erde auf anderen Wegen an Nährstoffe kommen. Deshalb verwenden viele Bäuerinnen und Bauern Dünger. Die so dem Boden zugefügten Nährstoffe und Mineralien ermöglichen es, eine bessere Ernte zu erzielen und den Acker jedes Jahr aufs Neue zu verwenden. Einige nachhaltige Bauern und Bäuerinnen legen aber auch sogenannte Zwischensaaten bzw. Ruhejahre ein, in denen der Boden zu neuen Kräften kommen kann. Bei einer Zwischensaat werden Pflanzenarten wie z. B. Hülsenfrüchte gepflanzt, welche die Erde mit Phosphor anreichern und Stickstoff binden können. Wieder andere Landwirt*innen legen Permakulturen an. Diese legt großen Wert auf die richtige Zusammensetzung der Pflanzen, sodass nur noch minimal gedüngt werden muss und sich die Pflanzen gegenseitig die Nährstoffe geben, ähnlich wie in der freien Natur eben auch. Im großen Stil ist diese Anbau-Art jedoch aufwendig, da man hier größtenteils von Hand ernten und pflanzen muss. In einer Zeit der maschinellen Landwirtschaft ist das für die meisten Betriebe undenkbar. Ähnlich verhält es sich mit der Agroforstwirtschaft, hierbei werden verschiedene Bäume auf den gleichen Feldern gepflanzt wie die einjährigen Nutzpflanzen. Diese innovative Anbauweise schützt vor Erosion und kann den Ertrag der Nutzpflanzen verbessern und stabilisieren. Projekte wie diese sind noch eher selten, gewinnen aber im Angesicht des Klimawandels immer mehr Aufmerksamkeit.

Essentiell unterscheidet man zwischen organischen und synthetischen Mineraldüngern.


Der synthetische Dünger enthält gezielt nur bestimmte Mineralien und wird chemisch hergestellt. Der Vorgang ist verglichen mit der Herstellung von organischem Dünger extrem ressourcenintensiv, denn zur Erzeugung von synthetischen Düngern wird viel Erdgas, Erdöl oder Kohle sowie verhältnismäßig viel Energie benötigt. Der synthetische Mineraldünger ist auf einen kurzen Zeitraum sehr effektiv. Die Pflanze wächst durch den erhöhten Nitratgehalt schnell und üppig. Jedoch werden hierbei die Bodenstruktur und das Bodenleben stark beeinträchtigt und das Grundwasser wird durch die Nitrate kontaminiert. Die Überdüngung und der Einsatz synthetischer, wasserlöslicher Mineraldünger stehen wegen der monokulturellen Nutzung der Felder meist auf der Tagesordnung.
Hier die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Der hohe Stickstoffgehalt führt zu einem Ungleichgewicht und die einseitige Fruchtfolge unterstützt diesen Prozess nachhaltig. Die Pflanzen sind dann anfälliger für Schädlingsbefall und werden daher in konventioneller Landwirtschaft in der Regel mit Pestiziden besprüht. Dadurch kommen die Erde, die Umwelt und letztendlich auch die Qualität des Ertrags zu Schaden.
  • Eine zusätzliche Gefahr ist, die Überdüngung der Gewässer, da die wasserlöslichen Mineraldünger versickern oder abfließen. Dadurch werden alle Arten von Gewässern verunreinigt. In Seen zeigt sich das z. B. an einer Algenplage.
  •  Der Boden ist von der ständigen Bearbeitung ausgelaugt und enthält nahezu keine Spurenelemente mehr.
  • Langfristig gesehen wird die Erde unfruchtbar und es ist kein oder nur noch wenig Leben darin möglich.
     

Der organische Dünger kann aus zersetzten Pflanzenteilen, Stallmist, Gülle, Jauche, Kompost, Kalke oder Klärschlamm bestehen. (Auf die problematische Gülledüngung gehe ich im unteren Abschnitt noch eher ein). Wenn der organische Dünger ordnungsgemäß und in Maßen angewandt wird, reichert er die Erde mit Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphat, Kalium und anderen Spurenelementen an. Er hilft, die Bodenstruktur zu fördern und das Bodenleben zu erhalten. Vielen Landwirten ist dies mittlerweile ein wichtiges Anliegen und so haben wir in Deutschland die Möglichkeit, Bio- und Demeter-Produkte zu kaufen, die auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ausgerichtet sind. Hier wird mehr Rücksicht auf den Boden und seine Bewohner genommen. Mehr dazu hier (Öko Landwirtschaft)
Welche Vorteile hat die organische Düngung für uns?

  • Die Lebensmittel enthalten mehr Nährstoffe wodurch der Konsument mit der gesamten Palette an Vitaminen und Mineralien versorgt wird. Der Grund dafür ist das Gleichgewicht verschiedener Mineralien, Nährstoffe und Spurenelemente im Boden die dazu führen, dass die Pflanze natürlich und langsam wachsen und reifen kann.
  • Durch diese Art der Bewirtschaftung wird sichergestellt, dass auch kommende Generationen auf diesem Boden Pflanzen kultivieren können.
  • Eine abwechslungsreiche und vielseitige Bepflanzung trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

 

 

Die Gülledüngung

Die Gülledüngung ist noch einmal ein Thema für sich. Durch die enorme Anzahl an Zuchttieren müssen deren Exkremente entsorgt werden. Jedoch wird heutzutage in Deutschland mehr Gülle produziert als regional Felder zur Verfügung stehen. Die übermäßige Gülledüngung ist weder für die Umwelt gut noch für den Menschen. Gezielt in kleinen Mengen angewendet, kann sie das Wachstum der Pflanzen unterstützen, jedoch nicht in dem heutzutage praktizierten Ausmaß. Die Überdüngung der Felder ist kontraproduktiv und schädigt auf Dauer die Böden. Die Exkremente, die oftmals Spuren von Antibiotika und Nitrate enthalten, gelangen über die Erde in das Grundwasser und kontaminieren unter anderem unser Trinkwasser. Neuste Studien bringen MRSA mit der Gülledüngung von Schweinen in Verbindung. Erfahre mehr auf der Themenseite zur Tierhaltung
 

Die Ammoniak-Emissionen

Rund 95 Prozent des in Deutschland in die Umwelt freigesetzten Ammoniaks entstammen der Landwirtschaft. Die Freisetzung von Ammoniak in die Atmosphäre ersteht durch die Tierhaltung, die Wirtschaftsdüngelager und die Ausbringung der Wirtschaftsdünger auf die Felder. Die bewaldeten Böden in Deutschland enthalten heute dreimal mehr Stickstoffe als noch vor 50 Jahren.  Die hohen Stickstoffwerte in den Böden und den Pflanzen werden zunehmend mit dem Waldsterben und Baumkrankheiten in Verbindung gebracht. Dies lässt sich auf die übermäßige Verwendung von Düngern in der Landwirtschaft zurückführen. Stetig schwindet ein wichtiger Teil unserer Wälder, der natürlichen Luftreiniger und Helfer beim Klimaschutz!
Durch das Düngen mit Mist, das heißt einer Mischung aus Exkrementen und Stroh, kann der Stickstoff besser gebunden werden. Eine bodennahe oder auch direkt in den Boden erfolgende mäßige Düngung hilft dabei, den Stickstoff im Boden zu speichern und nicht in Form von Ammoniak in die Atmosphäre freizusetzen. Zusätzlich muss die Tierhaltung eingeschränkt werden und die Ställe mit Luftfiltern ausgestattet werden. Mit solchen Maßnahmen können die jährlichen Überschreitungen der Ammoniak Emissionen gesenkt werden und dadurch die Bodenversauerung, die Grundwasserbelastung und der gesundheitsschädigende Feinstaub verhindert werden.

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Das Übermaß an Nitrat

Eine weitere beunruhigende Folge der konventionellen Landwirtschaft ist der hohe Nitrat gehalt, vor allem der des Grundwassers. Durch stickstoffhaltige synthetische Mineraldünger und vor allem durch Gülle und Jauche, gelangen die Nitratüberschüsse ins Grundwasser und somit in 75 Prozent unseres Trinkwassers. Dies war ausschlaggebend für die neue Düngeverordung die am 1. Mai 2020 in Kraft trat, nachdem die EU-Nitrat-Grenzwerte über viele Jahre in Deutschland nicht eingehalten wurden. Seitdem müssen die Landwirt*innen strengere Düngeregeln befolgen, beispielsweise dürfen sie nur noch so viel düngen, wie die Pflanzen an Nährstoffen aufnehmen können, und über die Wintermonate darf nicht gedüngt werden. Die Düngeverordnung sorgte für große Empörung seitens der Landwirt*innen, denn die Messmethoden sind für jedes Bundesland unterschiedlich und zudem stammen die Nitratwerte ihres Erachtens aus den 1980er Jahre als die Düngung noch wahllos und übermäßig ablief. Ab 2021 gelten für die intensiv wirtschaftenden Betriebe in den „roten Zonen“ (Bereiche mit überdurchschnittlich hohen Nitratwerten) noch stärkere Regulierungen, sie müssen die Düngung um ein Fünftel reduzieren. Viele Landwirt*innen sehen diese Maßnahmen als übertrieben an und sehen die deutsche Landwirtschaft dadurch gefährdet.

Wir können also sehen, die Verordnung für stärkere Düngeverordnung ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch sollten die Bauern und Bäuerinnen in dieser Sache besser unterstützt werden, beispielsweise durch eine finanzielle Absicherung bei Ernteverlusten und Schulungen für eine nachhaltige und umweltfreundliche Bewirtschaftung. Sie sind schließlich für die Lebensmittelversorgung zuständig und stehen meist unter dem Druck der hohen Ansprüche der Händler*innen und Verbraucher*innen. Des Weiteren sollten die Tierbestände an die regionalen Flächen in der Umgebung angepasst werden, sodass kein Gülleüberschuss mehr anfällt. Die nachhaltige Anbauweise mit organischen Düngern in einer angemessenen Menge und das Säen von Zwischensaaten sollte staatlich gefördert werden, ebenso die Umstellung auf eine ökologische Anbauweise. Auch in der Bodenbearbeitung muss sich etwas ändern, denn durch das intensive Pflügen entweichen dem Boden Nährstoffe und Stickstoff wird freigesetzt.

Das ideale Konzept ist eine Kreislaufwirtschaft, bei der ein Hof Ackerbau betreibt, Weidewiesen bewirtschaftet und ein paar wenige Tiere hat. Dann können Felder mit dem eigenen Dünger gedüngt werden und der nicht verkaufte Ertrag kann wieder an die Tiere verfüttert werden, sodass keine überschüssigen umweltschädlichen Stoffe freigesetzt werden. Diese Art der Bewirtschaftung findet man meist in der ökologischen Landwirtschaft aber vereinzelt auch in konventionellen Kleinbetrieben.
 


Quelle:

https://www.fr.de/wissen/viel-stickstoff-boeden-12901527.html

https://www.plantura.garden/gartentipps/gartenpraxis/mineralischer-duenger-vorteile-nachteile-beispiele

https://naturkost.de/naturkost-von-a-z/naturkost-abc/chemisch-synthetische-duengung/

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/duengemittel

https://www.agrarheute.com/pflanze/neue-duengeverordnung-wichtigsten-aenderungen-ueberblick-568064?content_hub=565951

https://www.wassertest-online.de/blog/nitrat-im-wasser/

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/umweltschutz/22854.html

https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/nitrat-im-grundwasser-was-hat-die-landwirtschaft-damit-zu-tun/

https://www.thuenen.de/de/thema/klima-und-luft/emissionsinventare-buchhaltung-fuer-den-klimaschutz/ammoniak-emissionen-aus-der-landwirtschaft/

https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/umwelt/grundwasser/grundwasserschutz/

https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/nitrat-im-grundwasser-was-hat-die-landwirtschaft-damit-zu-tun/

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