BUND Kreisverband Stuttgart

Woher stammt der Müll im Meer?

03. Februar 2021 | Wasser, Meere, Plastikfrei leben

Für viele ist das Meer ein Erholungsort, an dem sie mit ihrer ganzen Familie oder auch alleine den wohlverdienten Urlaub genießen. Hinzukommt, dass es auch für die Meeresfrüchte und Fische geschätzt wird. Doch wir beeinflussen das Meer weitaus mehr, als nur durch Tourismus und Ernährung. Mittlerweile ist das Meer die Mülldeponie der Welt geworden, auf der jegliche Arten von Abfall landen, darunter auch industrielle Chemikalien und Erdöl. Schätzungen zufolge landen pro Jahr ca. 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer, was laut WWF einer Lastwagenladung pro Minute entspricht.

Mülldeponie in Indonesien, direkt neben einem Fluss.

Ca. 80 % des Mülls stammen aus zufließenden, bereits vermüllten Flüssen, die zuvor meist an Städten oder Fabriken entlang fließen. Die Vermüllung dieser Flüsse kommt zustande, weil es in den meisten Ländern kein nachhaltiges Recycling- oder Entsorgungssystem gibt. Hinzu kommt auch, dass viele Länder, darunter auch Deutschland, ihren Müll an ärmere Länder verkaufen. Deutschland exportierte 2019 z. B. 1,02 Millionen Tonnen Plastikmüll ins Ausland, davon 17 % nach Malaysia und 13 % in die Niederlande, gefolgt von Hongkong, Polen, Tschechien, der Türkei und Indien. In Malaysia und vielen anderen Ländern landet der Müll dann größtenteils auf illegalen Deponien und gelangt von dort mit der Zeit ins Meer. Nur ein geringer Teil dieses Mülls schwimmt auf der Oberfläche (wie z. B. die Müllinsel- Great Pacific Garbage Patch, die mittlerweile viermal so groß ist wie Deutschland). Schätzungen zufolge liegen mehr als 80 Millionen Tonnen Abfall auf dem Meeresgrund und es ist fast unmöglich, sie wieder herauszufischen.
Die Zersetzung von Plastikmüll findet nur langsam statt und setzt Giftstoffe frei, die den Meeresbewohnern sehr schaden und die Plastikpartikel werden von den Tieren als Nahrung aufgenommen. Schildkröten können z. B. Plastiktüten nicht von Quallen unterscheiden und die gigantischen Wale können nicht filtern, was in ihr Maul strömt, sodass sich ihre Mägen mit Plastikmüll füllen und sie deshalb letztendlich sterben. NABU zufolge kostet unsere Wegwerfgesellschaft pro Jahr bis zu 135.000 Meeressäugern und eine Million Meeresvögel das Leben!  Auch wir nehmen Mikroplastik zu uns, wenn wir z. B. Fisch konsumieren oder sogar Wasser trinken, weil unser Grundwasser durch Drogerieartikel kontaminiert ist. Bislang ist noch nicht ausreichend erforscht, welche gesundheitlichen Folgen draus hervorgehen.
Wir sehen also, dass unsere Lebensweise in einer Wegwerfgesellschaft unserer Umwelt und somit auch uns schadet. Was kannst Du nun konkret gegen die Vermüllung tun?

  • Selbstversuch: Sammle für eine Woche Deinen Müll, um zu sehen, was für eine Menge an nicht natürlich abbaubarem Müll Du in diesem Zeitraum verursachst, und finde heraus, wo Du zu Alternativen greifen kannst.
  • Achte beim Einkaufen auf die Verpackungen, kaufe am besten unverpackte Produkte und nimm Deine eigene Tasche mit. Kaufe natürliche und umweltfreundliche Drogerieartikel, die keine Giftstoffe oder Mikroplastik enthalten.
  • Werde kreativ: Für fast alles gibt es bereits Alternativen und wenn nicht, erfinde eine neue! Wer weiß, vielleicht wird Deine Alternative sogar so erfolgreich, dass auch Deine Mitmenschen sie nutzen.
  • Folge den Prinzipien Reuse, Reduce, Recycle. (wiederverwenden, Verringern, dem Recycling zuführen)
  • Fordere Lieferservices dazu auf, Mehrwegboxen mit Pfand oder Verpackungen aus Recyclingpapier zu verwenden und verwende für Kaffee Deinen eigenen To-go-Becher. (Infos zu Restaurants, die ein Recycle-system anbieten findest Du hier.) Artikel
  • Werde laut, demonstriere und schreibe E-Mails/Briefe an Politiker*innen, Anbieter*innen und Hersteller*innen von Verpackungen.
  • Informiere Dich weiter über dieses Thema und gib Dein Wissen weiter. (BUND Plastikatlas2019, NABU-Müllkippe-Meer, Mehr Plastikabfälle wegen Corona-Süddeutsche Zeitung, Plastik im Meer-GreenpeacePDF)
  • Besuche unsere Themenseite „Plastikfrei leben“.
  • Unterstütze Initiativen, wie etwa Ocean Cleanup, verschiedene Recycle-Standups z.B. Bionic Yarn oder Oceanplastik die sich dafür einsetzen den Müll aus den Meeren zu holen, Aufklärunsarbeit zu leisten und den Plastikmüll in neue, wiederverwendbare Ware umzuwandeln.

 

Doch alles können wir Verbraucher*innen nicht tragen. Der BUND fordert:

  1. Die Verpackungen müssen von Hersteller*innen bereits so hergestellt werden, dass sie gut recycelbar oder wiederverwendbar sind.
  2. Wir brauchen strikte Regulierungen in der Produktion und der Abfallindustrie, sodass die Produzenten und Verpackungsunternehmen mehr Verantwortung bei der Entsorgung oder Umwandlung ihrer Produkte haben.
  3. Alternativen wie Unverpackt-Läden, Reparatur- und Recyclingstellen, müssen staatlich gefördert werden. 
  4. Rohöl muss staatlich versteuert werden und Einwegplastik weitgehend verboten werden.

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