BUND Kreisverband Stuttgart

Insekten – faszinierend und bedroht

09. September 2023 | Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz, Wildbienen, Umweltgifte

Was haben Insekten mit Dinosauriern gemeinsam? Auf den ersten Blick sehr wenig - jedoch gibt es eine traurige Übereinstimmung: Experten sprechen vom größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier.

Punktierte Zartschrecke Punktierte Zartschrecke  (BUND KV Stuttgart / Thomas Müller-Rörich)

Ob als Bestäuber, in der Nahrungskette, als Abfallverwerter oder Bodenverbesserer – Insekten sind unersetzlich. Allerdings sind sie vom Aussterben bedroht.

Bedrohte Welt im Kleinen

Sie bilden eine eigene faszinierende Welt mit unglaublicher Vielfalt - allein in Deutschland sind etwa 34.000 Insektenarten bekannt. Weltweit sind knapp eine Million Insektenarten bisher wissenschaftlich erfasst - und das ist vermutlich nur ein Viertel bis ein Drittel der existierenden Arten. Viele Insekten sind also vom Aussterben bedroht, bevor sie und ihre Rolle in unseren Ökosystemen überhaupt erforscht sind.

Große Aufmerksamkeit in den Medien hat die „Krefelder Studie“ aus 2017 erregt. Obwohl umstritten, zeigt sie doch über einen Zeitraum von 27 Jahren (von 1989 bis 2016) einen starken Rückgang der Biomasse fliegender Insekten in Naturschutzgebieten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg. Demnach ist allein im gemessenen Zeitraum die Zahl der Insekten um 75 Prozent zurückgegangen.

Was sind die Gründe?

Umweltverschmutzung, Zerstörung der Lebensräume und Pestizide sind Gründe für das Insektensterben. Auch die Klimaerwärmung trägt zum Insektensterben bei, nicht nur durch Waldbrände, wie wir sie dieses Jahr weltweit in großer Zahl erleben müssen.

Klimawandel

In den Tropen sind Insekten zwar an hohe Temperaturen gewöhnt, nicht jedoch daran, dass diese so schnell wie momentan ansteigen – die Tiere flüchten in gemäßigtere Regionen. Die dort lebenden wandern ebenfalls weiter nach Norden ab. Und in den Kälteregionen sind die Tiere an niedrige Temperaturen angepasst, können nun aber nicht mehr weiter nach Norden ausweichen.

Dabei ist Europa besonders vom Klimawandel betroffen: Hier steigen die Temperaturen fast doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt – daran ändert auch der verregnete Juli in diesem Jahr nichts. Laut UN reichen die Anstrengungen gegen den Klimawandel bei Weitem nicht aus. Mit den bisherigen Maßnahmen wird die Erwärmung der Erde 2,8 Grad betragen – ein Wert, der weit entfernt ist von den im Pariser Abkommen anvisierten 1,5 Grad. Die Rekordtemperaturen, Fluten und Waldbrände in diesem Jahr haben uns nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Folgen gegeben.

Landwirtschaft

Die gravierendste negative Auswirkung auf Insekten hat die intensivierte Landwirtschaft. Durch die Verwendung von chemisch wirksamen Stoffen wie Düngemitteln und Pestiziden sowie durch den wachsenden Anbau in Monokulturen werden Lebensräume für Insekten zerstört. Und sogar in Naturschutzgebieten wächst die Gefahr: Durch den Wind werden Pestizide selbst dorthin getragen.

Urbanisierung

Die Versiegelung von Flächen nimmt zu, Privatgärten werden immer künstlicher – man denke an die in den letzten Jahren in Mode gekommenen „Schottergärten“ – und so finden Bienen, Schmetterlinge und Käfer nicht mehr genug Nahrungsquellen.

Was kannst Du tun?

Wusstest Du, dass die Fläche aller privaten Gärten in Deutschland um ein Vielfaches größer ist als die Fläche aller Naturschutzgebiete? Durch die Umgestaltung von Gärten kann also viel erreicht werden.

 So kannst Du Insekten unterstützen:

  • Verzichte auf Schottergärten und lege stattdessen eine Blumenwiese an, die nur selten gemäht und nicht gedüngt wird.
  • Hecken sollten aus einheimischen Pflanzen bestehen - Thuja und Kirschlorbeer bieten keinen Lebensraum für Insekten!
  • Räume im Herbst den Garten nicht auf. Liegengelassenes Laub und ungemähte Wiesen sind für die Insekten überlebenswichtig!
  • Stelle Kästen mit blühenden einheimischen Pflanzen auf Deinen Balkon oder auf die Fensterbänke. 
  • Ein Insektenhotel kann einigen Arten helfen, das Fehlen natürlicher Nist- und Überwinterungsplätze abzufedern.

Auch Dein Einkaufsverhalten spielt eine wichtige Rolle: Wer Bioprodukte kauft, unterstützt eine nachhaltigere Landwirtschaft, die mit weniger oder in manchen Fällen sogar ganz ohne Spritzmittel auskommt. Und: Wer wenig oder gar keine Tierprodukte isst, reduziert die Ausbringung von Gülle auf die Felder – und somit die Überdüngung.

Unser Tipp:

Nimm dir Zeit und lege Dich an einem schönen Sommertag auf eine Wiese. Beobachte, was sich um Dich herum bewegt. Unsere Bilder zeigen, welch faszinierende Begegnungen auf Dich warten!

(Makroaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Thomas Müller-Rörich, Erdmannhausen)

Quellen und Anregungen zum Weiterlesen:

https://www.vbio.de/themenspektrum/biodiversitaet/insektenschwund/die-krefelder-studie/

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/nius-klima-desinformation-100.html

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/juli-heissester-monat-100.html

https://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/artensterben-so-wirkt-sich-der-klimawandel-auf-die-insekten-aus-art-11205839

https://www.swr.de/wissen/rettet-die-insekten/ursachen-des-insektensterbens-100.html

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/rote-liste-deutschland-103.html

Einheimische Insekten

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