BUND Kreisverband Stuttgart

Lebensmittelproduktion für die Tonne

09. August 2021 | Globale Gerechtigkeit, Nachhaltige Ernährung, Nahrungsmittel, Nachhaltigkeit

Zur Lebensmittelverschwendung tragen alle bei: Landwirte, Hersteller*innen, Händler*innen und nicht zuletzt Verbraucher*innen. Jährlich werden allein in Deutschland über 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Die Verbraucherzentrale hat versucht, dies bildlich darzustellen: 480.000 vollbeladene Sattelschlepper mit weggeworfenen Lebensmitteln, welche in einer Reihe gestellt von Lissabon bis nach St. Petersburg reicht!

In der Landwirtschaft werden zunehmend Lebensmittel ausgemustert, die nicht die perfekten Maßbestimmungen erfüllen. Das liegt daran, dass solche Ware oftmals von den Verarbeitenden, vom Großhandel und den Konsument*innen nicht angenommen wird. Außerdem können Abnehmer auch leicht verderbliche Lebensmittel noch kurzfristig stornieren, sodass der Landwirt letztendlich auf der Ernte sitzen bleibt. Auf den langen Transportwegen werden viele Produkte beschädigt, welche ebenfalls aussortiert werden müssen. Der Großhandel benötigt viele Lebensmittel auf Lager, sodass auch hier häufig ganze Kisten mit schlechter oder fast abgelaufener Nahrung ausgesondert werden. Denn die Konsument*innen möchten schließlich nur die perfekten, glänzenden und lang haltbaren Lebensmittel kaufen.

Da stimmt doch etwas nicht, oder?

Mehr als 800 Millionen Menschen leiden an Unterernährung, während gleichzeitig ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel weggeworfen werden. Das bedeutet, der Ertrag von 30% der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird für die Tonne produziert. Für die Herstellung von Lebensmitteln wird ein hoher Verbrauch an Wasser, Energie und anderen Rohstoffen benötigt, was erhebliche Folgen für die Umwelt hat und zur Beschleunigung des Klimawandels beiträgt, insbesondere auf Kosten der südlichen Länder!

Hier liegt die Verantwortung zum größten Teil beim Staat. Lebensmittelverschwendung muss per Gesetz strafbar gemacht werden! In Frankreich beispielweise müssen Supermärkte ihre „Wegwerfwaren“ spenden. Das ist auf jeden Fall ein sehr guter Anfang, den wir hier in Deutschland ebenfalls dringend umsetzen müssen. Momentan ist das Retten von weggeworfenen Lebensmitteln, auch als Containern bekannt, hierzulande illegal und man macht sich damit strafbar! Die deutsche Regierung muss den Lebensmittelsektor stärker regulieren, denn bereits in der Produktion muss sich vieles ändern. Es sind Schutzgesetze für Bauern im Ausland notwendig, sodass sie nicht ausgebeutet werden und der Großteil der Ware nicht exportiert wird. Darüber hinaus muss die Überproduktion gerechter aufgeteilt oder am besten gestoppt werden. Des Weiteren müssen die Verpackungen so hergestellt werden, dass sie natürlich abbaubar, recycelbar oder wiederverwendbar sind. Die Technik in diesem Bereich ist bereits sehr weit, sie muss also nur noch gefördert und umgesetzt werden! Deutschland hat sich 2019 dem Ziel der Vereinten Nationen angeschlossen und sich dazu verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren. Das macht Hoffnung, auf die jetzt Taten folgen müssen.

Was kannst Du tun?

Aber wir können nicht nur warten, bis die Regierung tätig wird. Auch Du kannst schon sehr viel tun! Im Durchschnitt wirft jeder Mensch in Deutschland pro Jahr 70 Kilogramm Lebensmittel weg, das entspricht um die 200 Euro Warenwert. Der größte Teil der Lebensmittelverschwendung findet nämlich im eigenen Haushalt statt! Die Universität Stuttgart hat hierzu, anhand dreier Kategorien, eine Studie durchgeführt: 

1. Vermeidbare Abfälle (diese sind beim Wegwerfen noch gut und genießbar gewesen)

2. Teilweise vermeidbare Abfälle (diese sind auf Angewohnheiten des Verbrauchers zurückzuführen, z. B. Brotrinde, Speisereste, Kantinen-  und Restaurantabfälle)

3. Nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle (Lebensmittel mit nicht essbaren Bestandteilen wie Bananenschalen und verdorbene Ware)

Ergebnis war, dass der mit Abstand größte Anteil vermeidbare Abfälle darstellen. Darunter Gemüse sowie Back- und Teigwaren mit jeweils über 20% als die am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel, gefolgt von Obst mit 18%, Speiseresten mit 12% und tierische Produkte mit 6% - 8 %. Laut der Studie sind die Gründe dafür ein Mangel an Wertschätzung der Lebensmittel, welches durch das ständige Überangebot und die geringen Lebensmittelausgaben verstärkt wird. Weitere Gründe sind falsche Lagerung und ein unzureichender Überblick über die vorhandenen Lebensmittel. Auch das Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums bewegt Menschen dazu, die Nahrungsmittel direkt zu entsorgen. Hier ein paar einfache Schritte wie Du bereits große Mengen an Abfall vermeiden kannst.

Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln

  • Mache einen Plan, bevor Du einkaufen gehst. Kaufe nur, was Du brauchst und verwende alles.

  • Bevor Du etwas wegschmeißt, frage Dich, kann ich das noch weiterverarbeiten, verschenken oder spenden?

  • Achte auf die richtige Lagerung, um zu verhindern, dass die Lebensmittel zu schnell schlecht werden. Mehr Infos zur Lagerung

  • Kaufe Deine Lebensmittel selbst ein und verzichte auf Fertigprodukte oder Fast Food.

  • Kaufe regional und saisonal und lass Deinen Supermarkt wissen, dass es in Ordnung ist, wenn am Abend nicht mehr das volle Obst- und Gemüsesortiment verfügbar ist.

  • Unterstütze Initiativen wie Foodsharing und Unverpacktläden wie Schüttgut und Ohne Pla Pla

  • Animiere Dein Lieblingsrestaurant und Deinen Supermarkt dazu, die übriggebliebenen Lebensmittel zu spenden.

  • Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen? Schau nach und probiere ein wenig, bevor Du es wegwirfst. 

  • Benutze überreife Früchte zum Backen oder koche sie als Kompott ein. 

  • Fordere die Regierung auf, Lebensmittelverschwendung gesetzlich zu verbieten.

  • Informiere Dich stetig und setze Dich für eine bessere Zukunft für alle ein. Ein paar Vorschläge sind:

1. https://zugutfuerdietonne.de/

2. https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/

Für Familienhaushalte: https://www.bzfe.de/fileadmin/resources/import/pdf/eif_2016_03-04_ernaehrungsweise_lebensmittelabfaelle.pdf

Du siehst also, es ist gar nicht so schwer. Sei aufmerksam und achte auf Deine Handlungen und Deinen Konsum. Deine Ernährung hat einen großen Einfluss auf die weltweite Nachhaltigkeit und das Klima, sei Dir dessen bewusst. Viele kleine Schritte können Großes bewirken.

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