BUND Kreisverband Stuttgart

Stuttgart und das Wasser

22. März 2021 | Flüsse & Gewässer, Plastikfrei leben, Wasser, Umweltfreundlich leben

Wasser ist unser wichtigstes Grundnahrungsmittel und prägt unsere Umwelt entscheidend. Deshalb schauen wir am Weltwassertag aus verschiedenen Blickrichtungen auf das Thema „Wasser in Stuttgart“.

Schilfgräser vor dem Max-Eyth-See, hinter dem die Sonne langsam untergeht Am Max-Eyth-See im Februar 2021 (Bildquelle: BUND KV Stuttgart)

Am 22. März ist der Weltwassertag. Aus diesem Anlass könnte ich so lange darüber schreiben, welchen verheerenden Einfluss unser Lebensstil, unser Wirtschaften und politische Missstände auf die Wasserversorgung von zig Millionen Menschen in den verschiedensten Regionen unserer Erde haben, bis mir Schaum vor dem Mund stehen und ich mich fühlen würde wie Gernot Hassknecht nach 30 Sekunden süßlichen Dozierens. Doch heute soll es um Gewässer und Wasser in Stuttgart gehen. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch das Buch „Wenn die Flüsse versiegen“ von Fred Pearce empfehlen [1].

Niederschläge

Laut dem Deutschen Wetterdienst fielen in Stuttgart-Mitte zwischen den Jahren 1951 und 1980 jährlich 675 Liter Niederschläge pro Quadratmeter und die Jahresdurchschnittstemperatur betrug 8,7 °C [2]. In den letzten fünf Jahren wurden an der Wetterstation des Deutschen Wetterdiensts auf dem Schnarrenberg jährliche Niederschläge in Höhe von 596 Liter pro Quadratmeter und eine Jahresdurchschnittstemperatur von 11,4 °C gemessen [3]. Die letzten fünf Jahre waren in Stuttgart also vergleichsweise warm und trocken.

Gewässer in Stuttgart

Da gibt es natürlich den Neckar, den Max-Eyth-See, die fünf Parkseen (Bärensee, Neuer See, Pfaffensee, Katzbachsee, Steinbachsee) und die Mineralquellen. Aber wusstest Du auch, dass Stuttgarts Wälder und Hänge von zahlreichen Bächen durchzogen sind, die zusammen etwa 170 Kilometer lang sind?

Leider können wir keine Landkarte direkt in diesen Text einfügen. Vielleicht magst Du ja parallel eine Gewässerkarte von Stuttgart anschauen, z.B. eine der Karten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg [4] zum Thema „Wasser“.

Die größten Bäche Stuttgarts sind die Körsch, die in Möhringen aus dem Aischbach und dem Sindelbach entsteht und westlich von Deizisau in den Neckar mündet, und die Glems, die am Rotwildpark entspringt und sich westlich um Stuttgart herum bis nach Unterriexingen schlängelt, wo sie in die Enz mündet. Neben all diesen Bächen kannst Du bei Waldspaziergängen in Stuttgart auch viele kleinere Seen und Tümpel entdecken.

Stuttgarts erste Wasserquelle

Hast Du Dich auch schon darüber gewundert, dass das Stadtzentrum Stuttgarts etwa 4 Kilometer vom Neckar entfernt liegt? Das liegt daran, dass Stuttgart nicht am Neckar, sondern am Nesenbach entstanden ist. Er entspringt in Vaihingen, fließt über Kaltental und Heslach in die Innenstadt und mündete ursprünglich bei Berg in den Neckar. Als Stuttgart wuchs und das Wasser des Nesenbachs nicht mehr ausreichte, wurde Wasser aus der Glems zum Pfaffensee aufgestaut und über die Heidenklinge zum Nesenbach geleitet. Später wurde auf ähnliche Weise Wasser aus dem Bernhardsbach, dem Steinbach und dem Katzenbach zum Nesenbach geführt. Heute verläuft der Nesenbach größtenteils unterirdisch bis zum Hauptklärwerk Mühlhausen; lediglich auf einem kurzen Teilstück zwischen Kaltental und Heslach fließt er seit einigen Jahren wieder oberirdisch.

Übrigens gibt es neben dem Nesenbach einige andere Bäche, die Stuttgart streckenweise unterirdisch durchqueren. Eine ziemlich lange unterirdische Strecke legt der Feuerbach zurück: Von Botnang nach Feuerbach verläuft er oberirdisch, fließt dann größtenteils unterirdisch bis Zazenhausen, gelangt dort wieder ans Tageslicht und tritt in Mühlhausen auf den letzten Metern vor seiner Mündung in den Neckar wieder in den Untergrund. In den oben bereits genannten Gewässerkarten kannst Du noch weitere Beispiele entdecken.

Woher kommt heute unser Trinkwasser in Stuttgart?

Das Wasser aus der Glems, dem Bernhardsbach, dem Steinbach und dem Katzenbach, das früher einen guten Teil des Stuttgarter Trinkwasserbedarfs deckte, dient heute nur noch der Notwasserversorgung. Zu diesem Zweck wird es in den Parkseen aufgestaut.

Heute versorgt uns die Landeswasserversorgung [5] fast ausschließlich mit Wasser aus dem Donauried und dem Bodensee. Um die Qualität unseres Trinkwassers müssen wir uns in Stuttgart zum Glück keine allzu großen Sorgen machen, denn sie wird regelmäßig überprüft.

Vielen Menschen in anderen Gegenden der Erde haben es nicht so gut: Sie müssen ihr Trinkwasser selbst aus Brunnen gewinnen; oft enthält es Keime und Schadstoffe – auch, weil das Abwasser in diesen Ländern häufig ungeklärt in Flüsse oder Sickergruben eingeleitet wird.

Was passiert mit unserem Abwasser?

Unser Abwasser wird im Hauptklärwerk Mühlhausen oder in einem der drei kleineren Klärwerke in Möhringen, Plieningen und Ditzingen weitgehend von Schadstoffen gereinigt, bevor es in den Neckar, die Körsch beziehungsweise die Glems eingeleitet wird [6].

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass Arzneimittelbestandteile, Hormone und Mikroplastik in unseren Kläranlagen nicht so gut zurückgehalten werden, wie es wünschenswert wäre. Deshalb wird das Hauptklärwerk Mühlhausen aktuell mit einer weiteren Reinigungsstufe ausgestattet, die Anfang 2022 in Betrieb genommen werden soll; außerdem sind weitere Anpassungen geplant, die sich voraussichtlich bis 2028 hinziehen werden [7].

Doch wir sollten nicht tatenlos zusehen, bis die Anpassung des Klärwerks abgeschlossen ist:

  • Entsorge Arzneimittelabfälle nicht über die Toilette oder das Waschbecken, sondern über den Hausmüll!
  • Vermeide Produkte, die Mikroplastik und hormonähnliche Weichmacher freisetzen! Tipps dazu kannst Du auf unseren Social-Media-Kanälen finden, auf denen seit Aschermittwoch bis Ostern unsere Plastik-Fasten-Challenge läuft. Auch unsere ToxFox-App [8] kann Dir dabei helfen.
     

[1] Fred Pearce: Wenn die Flüsse versiegen, Verlag Antje Kustermann GmbH, München (2007), ISBN 978-3-88897-471-7

[2] https://www.stadtklima-stuttgart.de/index.php?klima_klimaatlas_3_temp

[3] https://www.wetterdienst.de/Deutschlandwetter/Stuttgart/Klima/

[4] https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/

[5] https://www.lw-online.de/

[6] https://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/

[7] www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/vierte-reinigungsstufe-im-hauptklaerwerk-s-muehlhausen-wird-gebaut/

[8] https://www.bund.net/themen/chemie/toxfox/

 

Über den Autor: Sascha Grob gehört zum Redaktionsteam des BUND KV Stuttgart. Der Verfahrenstechniker setzt sich für den Klima- und Naturschutz ein und ist gerne mit dem Fahrrad unterwegs.

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