BUND Kreisverband Stuttgart

„Wir haben es satt!“ - aber warum?

16. Januar 2021

Zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin findet heute zum zehnten Mal in Folge die „Wir haben es satt!“-Demo statt – dieses Jahr aufgrund von Corona in abgespeckter Form als Protest vor dem Kanzleramt. Das Bündnis aus über 50 Organisationen fordert eine Abkehr von unserer industriellen Landwirtschaft. Warum ist die Forderung nach einer Agrarwende heute noch genauso aktuell, wie vor 10 Jahren?

Unser heutiges Ernährungssystem ist nicht nachhaltig. So legt es auch das Gutachten „Politik für eine nachhaltige Ernährung“ des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik und Ernährung (WBAE) nahe. Gründe hierfür sind unter anderem die hohen Treibhausgasemissionen, sowie der Verlust der Biodiversität durch die intensiven landwirtschaftlichen Produktionspraktiken. Zudem zeigt die aktuelle Pandemie deutliche Missstände und Abhängigkeiten innerhalb unserer Wertschöpfungsketten auf: inakzeptable Bedingungen für Arbeitskräfte in der Fleischindustrie wurden publik und als es aufgrund des ersten Lockdowns die Saisonarbeitskräfte ausfielen, kam es hierzulande zu Engpässen in der Spargelernte.

In Brüssel wird derzeit die neue GAP (Gemeinsame Europäische Agrarpolitik) für die kommende Förderperiode verhandelt, in welche knapp 40 Prozent des gesamten EU-Haushaltes fließen. Laut einer Studie im Auftrag des europäischen Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ist der aktuelle Vorschlag der Agrarminister nicht vereinbar mit den Zielen des Green Deals, dem Aktionsplan der europäischen Kommission für eine klimaneutrale EU bis 2050.

Noch weniger ist es das Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten, dessen Verabschiedung sich Portugal bis zum Ende ihrer EU-Ratspräsidentschaft Mitte 2021 zum Ziel gesetzt hat. Es befeuert wortwörtlich die Klimakrise, denn immer mehr Regenwaldfläche muss dem Sojaanbau und der Rindfleischproduktion weichen. Während innerhalb der EU Mindeststandards für die Landwirtschaft angehoben werden, soll der europäische Landwirt mit Produkten konkurrieren, die teilweise unter menschenrechtsverletzenden Bedingungen und mit intensivem Einsatz von Pestiziden hergestellt werden.

Viele unsere heutigen Bauernhöfe gleichen industriellen Agrarfabriken – sie haben nur noch wenig mit dem idyllischen Bild aus unserem Kinderbuch zu tun. Es heißt, wir brauchen diese hochintensive und industrialisierte Landwirtschaft, um in Zukunft eine steigende Weltbevölkerung ernähren zu können. Wir wissen aber schon lange, dass wir mit diesem System außerhalb unserer planetaren Grenzen wirtschaften.  

Wenn wir also in Zukunft noch alle Menschen ernähren wollen, brauchen wir ein Umdenken in der Politik und im Agrarsektor selbst. Wir müssen weg von der industriellen Produktion hin zur ökologischen, tiergerechten und vor allem sozialen Landwirtschaft. Ist sie heute noch Ursache vieler Probleme, so kann sie morgen schon Teil deren Lösung sein. Die Bundesregierung sowie die Verantwortlichen auf EU-Ebene haben die Fäden in der Hand und können die entsprechenden Weichen dafür stellen. Mit dem Protest erinnern wir sie daran.

Was kann ich für eine sozial-ökologische Agrarwende tun?

Forderungen des BUND 2021:

  • Tierfabriken stoppen – Stallumbau fördern & Tierzahlen reduzieren!
  • Klimakrise bekämpfen – Fleischkonsum senken & gesunde Böden sichern!
  • Pestizidausstieg angehen & Gentechnik stoppen – Gesundheit & Insekten schützen!
  • Höfesterben beenden – Bäuer*innen beim Umbau der Landwirtschaft unterstützen!
  • EU-Mercosur-Abkommen stoppen – Menschenrechte statt Freihandelsabkommen!

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