BUND Kreisverband Stuttgart

Klimawandel endlich als Krise anerkennen

31. Januar 2019 | Klimawandel, Energiewende

Nisha Toussaint-Teachout, Mitoranisation der "Friday-for-Future"-Streiks vor dem Stuttgarter Rathaus

Interview Nisha Toussaint-Teachout engagiert sich seit ihrem Abitur bei verschiedenen Organisationen wie der Demokratischen Stimme der Jugend für eine bessere Zukunft. Die 19-Jährige ist Mitorganisatorin der Schüler-Streiks für Klimaschutz hier in Stuttgart. Im Interview mit Jonathan Schmid, Bufdi beim BUND Stuttgart, berichtet sie über die Protestbewegung „Fridays for Future“ und warum sie und andere junge Menschen sich massiv für den Klimaschutz einsetzen.

Was ist die Bewegung „Fridays for Future“ und was für Ziele verfolgt ihr?

Die Bewegung hat die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg mit ihrem Schulstreik für das Klima angestoßen. Inzwischen streiken jeden Freitag auch in vielen deutschen Städten Schülergruppen. Bisher wird in der Gesellschaft mehr über Fußball und Skispringen berichtet als über den Klimawandel - eine Krise, die die gesamte Menschheit betreffen wird.

Deshalb ist unser Ziel rüberzubringen: „Hallo, wir steuern gerade auf eine Klimakrise zu!“ In vielen Teilen der Erde sind wir sogar bereits da. Dort ist die Klimakrise für die Menschen gleichzeitig auch eine Existenzkrise. Wir können das Thema nicht länger totschweigen und Profit und Geld hinterherrennen anstatt uns darum zu kümmern, dass es auch für Kinder und zukünftige Generationen auf unserer Erde eine Zukunft gibt.
Daher lautet unser Motto: „Wir streiken bis ihr handelt!“ Es muss der Klimanotstand ausgerufen und endlich einmal gehandelt werden.

Was macht ihr dafür hier konkret in Stuttgart?

Seit zehn Freitagen streiken wir jeden Freitag vor dem Rathaus von 11 bis 13 Uhr. Am Anfang saßen wir mit Schildern und Musikbegleitung da und haben mit Leuten geredet. Jetzt sind es bereits so viele Leute, dass wir viele Sprüche rufen und kleine Redebeiträge haben. Gerade überlegen wir, ob wir „alternativen Unterricht“ machen, um uns untereinander auszutauschen und zu informieren.

Zusätzlich machen wir manchmal auch größere Aktionen. So hatten wir am 25. Januar eine Lauf-Demo, am 8. Februar folgt die nächste. Am 15. März planen wir einen besonders großen und internationalen Aktionstag.

Was hat dich persönlich bewegt, aktiv zu werden und mitzumachen?

Die Jugend in der Gesellschaft hat heutzutage fast nichts zu sagen. Wir können nicht wirklich mitentscheiden und -reden, müssen aber später mit den heute getroffenen Entscheidungen leben. Um dies zu ändern, bin ich selbst schon länger in diesem Umfeld aktiv.
Dann kam die „Fridays-for-Future“-Bewegung auf, die wie ein Blitz einschlug und sich enorm schnell verbreitet hat. Da habe ich von Anfang eine riesige Chance gesehen: Statt immer in kleinen Organisationen und Gruppen nur unsere „eigene Suppe“ zu kochen – was auch sehr gut ist – können hier alle zusammen kommen und an einen Strang zu ziehen - International. Besonders toll finde ich, dass sich bei dieser Bewegung, komplett verschiedene Leute engagieren. Damit kann das niemand einfach in die „Linke-“ oder „Grüne-Öko-Ecke“ abschieben.

Wie reagieren die Leute in deiner Altersgruppe auf die Bewegung?

Ziemlich gut. Da kommen Leute aus allen Richtungen. Die Hemmschwelle mitzumachen ist sehr gering, da bundesweit und international so viele Menschen auf die Straße gehen. Deshalb ist die Bewegung schon bei ganz vielen ein Stichwort. Und wir werden täglich mehr. Einmal waren schon 400 Menschen dabei. Dennoch gibt es In Stuttgart noch Luft nach oben. In Freiburg machen deutlich mehr mit und in der Schweiz geht die Bewegung „super ab“.

Wie kann man Euch am besten unterstützen und mitmachen?

Einfach an den Freitagen zum Streik kommen! Jeder ist willkommen, nicht nur Schüler*innen. Alle unsere Veranstaltungen und weitere Informationen findet Ihr auf unserer Facebook-Seite. Außerdem gibt es auf Whatsapp Info-Channels und Diskussionsgruppen.  Über diese Wege könnt Ihr auch auf uns zukommen, wenn Ihr Lust habt, bei der Organisation mitzuhelfen und Euch mehr einzubringen. Da ist auf jeden Fall Platz für jeden, der Bock hat, denn das brauchen wir unbedingt.

Was muss geschehen, damit wir die Klimakrise verhindern können?

Auf jeden Fall muss in zwei Richtungen etwas passieren. Zum einen muss jeder einzelne Mensch  etwas tun. Wenn wir uns jetzt nicht freiwillig ändern und zurückstecken, dann werden wir es bald gezwungenermaßen tun müssen. Wir müssen weniger und anders konsumieren, mehr pflanzlich essen, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad nutzen, weniger fliegen usw. Oder als ersten Schritt sich wirklich einmal bewusst über die Folgen unseres Handels informieren. Oft genügt eine kurze Internetsuche. Das bewegt viel, wenn es immer mehr Menschen machen.

Zum anderen sollte die Politik den Klimanotstand ausrufen und damit den Klimawandel wirklich als Klimakrise anerkennen. Es geht um die Existenz, bei uns jetzt noch nicht, aber schon in anderen Ländern. Deshalb muss auch die Politik sich endlich anstrengen und handeln, damit immerhin das Pariser Klimaabkommen (1,5 °C Ziel) eingehalten wird. Wir wollen erreichen, dass die Politiker endlich anfangen zu handeln. Wir werden solange demonstrieren, bis sich das ändert und die Krise auch wie eine Krise behandelt wird!

Was willst du uns noch mitgeben?

Egal ob dir die Klimakrise wichtig ist, oder nicht. Es wird dich betreffen, es betrifft uns alle. Was wir machen, machen wir nicht, um rebellisch zu sein oder aus ideologischen Gründen. Wir wollen klarmachen: Die Klimakrise ist Fakt und ein Menschheitsproblem.

 

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