BUND Kreisverband Stuttgart
Beitrag von Hans Mohr, Informatiker aus Stuttgart-West
Eine Plastiktüte voll mit Müll Mülltüte  (Juan Pablo Arenas / pexels)

CO2-Fasten ist eine uralte Sache - noch vor 2 Generationen wurde leidenschaftslos aber höchst effektiv CO2-gefastet. In den Häusern meiner Großeltern war meist genau ein Raum beheizt - nur sonntags auch 'die Stube'. Gebadet hat die komplette Familie im Prinzip mit einer einzigen Befüllung der Wanne. Gegessen wurde regional und saisonal - die Lebensmittel waren unverpackt, sie wegzuwerfen konnte man sich nicht leisten. Urlaubsreisen waren unbekannt. Klar: niemand möchte mehr so leben - aber warum meinen so viele, dass sie nur noch am anderen Ende der Skala leben können?

Als Familie mit 5 Köpfen achten wir bereits seit vielen Jahren auf den schonenden Umgang mit Ressourcen - aber selten dogmatisch und oftmals auch eher zufällig. Seit bald 20 Jahren erhalten wir regionale Produkte über ein Gemüseabo vom Bio-Gärtner, den wir nebenbei mit einem Kredit bei der Betriebsübernahme unterstützten (Schwarmfinanzierung). Was wir sonst noch einkaufen, holen wir mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Nur alle paar Wochen packen wir dann noch das Auto voll mit schweren oder unhandlichen Formaten. Unser Haushalt besteht aus 3 (und einem halben) Vegetariern. Deshalb kommt bei uns Zuhause seit Jahren kein Fleisch mehr auf den Tisch. Lebensmittel werden praktisch nie weg geworfen. Gekocht wird schon auch mal entlang der Verfallsdaten und für die Bevorratung im Tiefkühlbereich reicht ein kleines Fach, in dem ein beständiges Kommen und Gehen der geliebten Produkte herrscht. Den Strom beziehen wir ebenfalls seit fast 20 Jahren beim Ökostrom-Anbieter - seit einigen Jahren auch das Gas. Was uns immer wieder wundert ist die Tatsache, dass wir mit drei Teenagern im Haushalt nach wie vor im Single-Tarif geführt werden. Wir fragen uns häufig, was wir eigentlich tun müssten, um in den Familientarif 'aufzusteigen'. Natürlich auch begünstigt durch eine zentrale Wohnlage, benötigen wir für den Arbeitsweg kein Auto; auch den Weg zum Kindergarten oder den diversen Schulen konnte sich unser Auto bisher nicht einprägen. Dieses verwenden wir überwiegend für Urlaubsfahrten, die wir nicht mit Bahn und/oder Bus bestreiten. Flugreisen sind bei uns eine absolute Ausnahme. Dass aktuell die Flughäfen weltweit von Rekord zu Rekord eilen, macht mich fassungslos.

Aber auch bei uns besteht noch viel Potential für Verbesserungen. Unsere Altbauwohnung ist weitgehend ungedämmt. Bei einem Mehrfamilienhaus entwickelt sich nicht immer alles nach den eigenen Vorstellungen. Mit einer etwas niedrigeren Raumtemperatur kann man hier aber schon sehr viel bewirken. Wir produzieren gefühlt mehrere Tonnen Plastikmüll im Jahr. Unsere Kinder haben für dieses Jahr ein Plastikfasten angeregt. Da das aber nicht gerade einfach umzusetzen ist und auch keine offensichtliche finanzielle Einsparung droht, waren wir wieder mal eher bequem unterwegs... Wir bleiben aber dran und versuchen, die Sache über einen längeren Zeitraum und in kleinen Etappen anzugehen. Und wir besitzen nach wie vor ein Auto. Die Abschaffung wird zwar immer mal wieder diskutiert, aber bis dato siegte auch hier stets das Teufelchen.

 

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