BUND Kreisverband Stuttgart

Verpackungsmüll: Mogelpackungen - Die Täuschung hat Methode

30. Januar 2023 | Nachhaltigkeit, Nachhaltige Ernährung, Nahrungsmittel, Umweltfreundlich leben

Laut einer Studie im Auftrag der Verbraucherzentrale könnten in Deutschland jedes Jahr bis zu 3 Millionen Mülltonnen eingespart werden, wenn auf unnötige und zu große Verpackungen verzichtet würde.

Müsliriegel mit überdimensionierter Verpackung  (BUND KV Stuttgart)

Dass die Preise für Konsumgüter, vor allem für Lebensmittel, in letzter Zeit nur eine Richtung kannten, nämlich nach oben, ist wohl niemandem entgangen. Leider wird dieser Umstand von den Produzenten häufig dazu genutzt, den wahren Inhalt ihrer Verpackungen zu verschleiern.

Die Verpackung bleibt gleich groß, während der Inhalt schrumpft. Oft wird gleichzeitig der Preis erhöht. Im englischen Sprachraum gibt es für das Verkleinern der Portionsgrößen von Verbrauchsgütern zur Vertuschung einer Preiserhöhung bereits ein Wort: „Shrinkflation“.

Vielleicht habt Ihr euch auch schon gewundert, dass in einem Glas Tomatensoße statt 500 nur noch 340 Gramm Soße enthalten sind? Dass eine Packung Gemüsebrühe plötzlich fast nur noch bis zur Hälfte gefüllt ist? Oder dass in der Süßigkeitentüte statt 250 Gramm nur noch 200, und schlussendlich 175 Gramm Ware enthalten sind und das auch oft noch zu einem erhöhten Preis? Oder dass das Gewicht im Verhältnis zum Volumen abnimmt, wie es zum Beispiel häufig bei Speiseeis der Fall ist? Aber nicht nur Lebensmittel sind von „Shrinkflation“ betroffen, auch die Kosmetik- und Haushaltswarenindustrie ist in dieser Hinsicht sehr „kreativ“ und verlässt sich darauf, dass Verbraucher intuitiv von der Packungsgröße auf den Inhalt schließen. Denn meist ist die verringerte Warenmenge in der Packung von außen nicht - oder zumindest nicht auf den ersten Blick - zu erkennen.

Ärgerlich ist hier nicht nur, dass das Verhältnis von Inhalt zu Verpackung sich zu Lasten des Inhalts verschiebt und man prozentual immer mehr für die Verpackung statt des Inhalts bezahlt. Noch schlimmer ist, dass auf diese Weise der Berg an Verpackungsmüll immens anwächst.

Mit dem Ziel, über Missstände aufzuklären, kürt die Verbraucherzentrale Hamburg jedes Jahr die Mogelpackung des Jahres. Dieses Jahr ist der „Gewinner“ das Streichfett „Rama“. Im unveränderten Verpackungsbehälter sind anstatt 500 Gramm nur noch 400 Gramm Aufstrich enthalten. Wieder einmal schrumpft die Produktmenge, während Verpackung und Preis gleich bleiben.    

Laut Mess- und Eichgesetz sind Täuschungsmanöver zwar verboten, übergroße Verpackungen jedoch nur mit Ausnahmen. Dem Gesetz mangelt es an konkreten Bestimmungen, die definieren, in welchem Fall es sich um eine sogenannte Mogelpackung handelt.

Allein durch strengere gesetzliche Regelungen könnten zu groß bemessene Packungen um bis zu 27 Prozent schrumpfen. Dies würde jährlich 336.000 Kubikmeter Verpackungsmüll einsparen, was dem Volumen von ca. 1,4 Millionen gefüllten Mülltonnen mit 240 Litern Fassungsvermögen entspricht. Würde auch noch auf unnötige Verpackungen verzichtet, könnten laut einer Studie im Auftrag der Verbraucherzentrale bis zu 3 Millionen Mülltonnen eingespart werden.

Aber auch ohne neue Gesetze kann schon viel getan werden. Hier ein paar Tipps, die Du in Zukunft verfolgen kannst:

Verzicht auf aufwendig verpackte Waren
Warum muss um die Tüte auch noch eine Schachtel gepackt werden? Vielleicht nur, um den wahren Inhalt zu verschleiern? Oder um dem Produkt den Anschein zu geben, hochwertig zu sein?

Bevorzugung von Verpackungen, bei denen der Inhalt vollständig von außen sichtbar ist
Schau genau hin: Oft verdecken Aufdrucke, Umverpackungen oder Banderolen den Inhalt so, dass die eigentlich enthaltene Produktmenge nicht erkennbar ist, ohne die Packung zu öffnen.

Verzicht auf Packungen mit viel Luft / Vergleichen des Volumens mit dem Gewicht
Das gilt besonders für „aufgeblasene“ Verpackungen wie Chipstüten. Aber auch Milchprodukte wie Speiseeis oder Quark enthalten im Verhältnis zum Volumen oft geringere Produktmengen, in vielen Fällen nur etwa die Hälfte! Auch bei Trockenfutter für Tiere finden sich häufig viel zu große Tüten.

Verwendung von Recycling-Verpackungen
Zum 1. Januar 2023 trat in Deutschland die Pflicht zu Mehrwegverpackungen in Kraft. Seither werden alle Gastronomiebetriebe, inklusive Bäcker, Cafés und Lieferdienste, dazu verpflichtet, neben Einwegverpackungen mindestens ein alternatives Mehrwegbehältnis anzubieten.

Einkaufen im Unverpackt-Laden oder auf lokalen Märkten
Der Einkauf auf dem Bauernmarkt hat den Vorteil, dass überwiegend Produkte aus der nahen Umgebung angeboten werden und so viel Energie für Transport und Kühlung gespart werden kann.

Bevorzugt Produkte mit „runden“ Mengenangaben kaufen
Bei runden Mengenangaben, wie z.B. 500 Gramm oder 1 Liter, kannst Du Produkte besser vergleichen.
Hinweis: Um einen vereinfachten Preisvergleich zu ermöglichen, sind Händler seit Mai 2022 mehrheitlich dazu verpflichtet, neben dem Endpreis auch den Grundpreis (Preis Kilogramm oder Liter) anzugeben.

Kauf von festen anstatt flüssigen Produkten
Beim Kauf von festem Shampoo kannst Du die Plastikverpackung einsparen. Durch das verringerte Volumen erhältst Du bei gleicher Größe weit mehr Ware.

Bevorzugung von Konzentraten
Zum Beispiel bei Wasch- und Spülmitteln - schaue aber hier genau auf die Dosierungsanleitung! Es kommt vor, dass die auf der Verpackung empfohlene Dosierung zu hoch ist.

Produkte selbst herstellen
Wenn Du beispielsweise auf Kosmetika nicht verzichten möchtest, kannst Du diese auch selbst herstellen und dabei ausschließlich die Inhaltsstoffe verwenden, die gewünscht sind. Dasselbe gilt für Waschmittel und Haushaltsreiniger.

Beim Erkennen einer Mogelpackung diese an die Verbraucherzentrale melden
https://www.vzhh.de/mogelpackungsliste#mogelpackung-einreichen

 

Quellen und weiterführende Links:

Mogelpackung des Jahres 2022
https://www.vzhh.de/themen/mogelpackungen/mogelpackung-des-jahres/rama-ist-mogelpackung-des-jahres-2022

Mogelpackungen: Tricks mit Luft und doppeltem Boden https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/mogelpackungen-tricks-mit-luft-und-doppeltem-boden-11707

Drei Millionen Mülltonnen weniger möglich
www.vzbv.de/pressemitteilungen/drei-millionen-muelltonnen-weniger-moeglich

Einkaufen ohne Verpackungsmüll
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/einkaufen-ohne-verpackungsmuell-fuenf-tipps-gegen-ueberfluessiges-plastik-26237

Natürlich und nachhaltig schön
https://www.bund-stuttgart.de/muster-und-vorlagen/default-1d29b03459/meldungen/detail/news/natuerlich-und-nachhaltig-schoen/

Mit Pfand Ressourcen schonen
https://www.bund-stuttgart.de/muster-und-vorlagen/default-1d29b03459/meldungen/detail/news/mit-pfand-ressourcen-schonen/

Jede Menge Luft im Eis
https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/einkaufsfalle-supermarkt/jede-menge-luft-im-eis

Pflicht zur Angabe des Grundpreises ermöglicht direkten Preisvergleich
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/vertraege-reklamation/kundenrechte/pflicht-zur-angabe-des-grundpreises-ermoeglicht-direkten-preisvergleich-10621

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